Lange Schlange zur Neueröffnung von „Haus of Döner“ Zwei Tage später heißt der Imbiss anders

Marketing: Neuer Name von Dönerbude in Bövinghausen sorgt für Ärger
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Rot-weißes Flatterband entlang des Bürgersteigs und auf der anderen Straßenseite an der Zufahrt zum Kirchengrundstück. Auf dem Gehweg stehen gewiss 60 Leute in der Schlange um einen Verkaufsstand herum.

Seit Jahren stand in weißen Buchstaben auf dem roten Dachreiter „Cappadocia“. Und: „Schnitzel Döner Salate Currywurst Pommes“. Eine Imbissbude, mit einem Vordach und kleinen Windschutz vor der Verkaufstheke. Sie steht auf dem Parkplatz von Edeka Reimann und des Aldi-Marktes an der Provinzialstraße in Dortmund-Bövinghausen direkt an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel.

Seit ein paar Tagen hat die Verkaufsbude eine neue Optik. Vorübergehend stand „Haus of Döner“ auf der Rück- und den Seitenwänden, jetzt „Home of Döner“. Der Stand hat einen frisch lackierten schwarzen Untergrund. Die weißen Großbuchstaben von „Home“ und „Döner“ heben sich deutlich ab. Das englische „of“ stand zunächst in schwarzen Buchstaben auf einem roten Quadrat.

Bekannte Markenoptik

Die Optik mutet bekannt an. „Das Haus des Döners“ ist eine Franchise-Kette aus Hürth, mit nach eigenen Angaben zufolge mittlerweile mehr als 120 Filialen in Deutschland, den Niederlanden, London, Istanbul und Saudi Arabien. Allein: Durch das rote Quadrat in der Wortmarke der Kette führt ein grafisch angedeuteter Dönerspieß. Und die Schriftart unterscheidet sich in Nuancen.

Das alles kann kaum zufällig sein, wie der Grund für die Menschenschlange am Dienstagnachmittag (15.4.) auf dem Bürgersteig der Provinzialstraße es auch nicht war. Denn am Eröffnungstag gab es von 14 bis 21 Uhr Dönertaschen für einen Cent. Dazu einen Becher Ayran.

Mit der gleichen Promotion hatten die Franchise-Filialen der Kette „Das Haus des Döners“ im Mai 2024 gegenüber der Dortmunder Reinoldikirche und zuvor im September 2022 an der Rheinischen Straße nahe der Dorstfelder Brücke eröffnet – allein ohne das Joghurt-Getränk. Die Aktion an der Rheinischen Straße sorgte seinerzeit für Chaos. Polizei und Ordnungsamt mussten einschreiten.

Menschentraube vor Haus des Döners an der Rheinischen Straße in Dortmund.
Bei der Eröffnung im September 2022 kam es zu einem großen Ansturm auf den Imbiss „Haus des Döners“ an der Rheinischen Straße in Dortmund. Polizei und Ordnungsamt mussten einschreiten. © Björn Althoff (Archiv)

In einer Bövinghauser Facebook-Gruppe wurde in den Tagen vor der Neueröffnung an der Provinzialstraße bereits gemutmaßt, dass es wohl Ärger gibt. Nicht wegen eines befürchteten Verkehrschaos‘, sondern wegen der Wort-Marke. Denn die lautete an der Provinzialstraße am Eröffnungstag noch „Haus of Döner“. Zuvor war auf Flyern unter dem Markennamen für die Ein-Cent-Döner-Aktion im Stadtteil geworben worden.

Ärger hatte das Unternehmen vor zwei Jahren mit den seinerzeit noch 20 Filialen von „Haus des Döners“ selbst. Denn Name und damaliges Logo der Franchise-Kette hatten Netflix auf den Plan gerufen. Der Streaming-Dienst befürchtete offenbar eine Beschädigung seines eigenen Markenimages und wollte den Eindruck vermeiden, auch im Döner-Geschäft aktiv zu sein.

Deswegen hatte Netflix bereits im Januar 2022 seine Serie „Haus des Geldes“ im Register des Deutschen Patent- und Markenamtes hinterlegt – auch für die Kategorien 29 und 30, die Lebensmittel wie Fleisch und Backwaren umfassen. Die Wortmarke der beliebten Streaming-Serie unterscheidet sich kaum von der ursprünglichen des Döner-Franchisers.

Mann vor Bildschirm mit dem Logo von Das Haus des Döners.
So sieht laut der Internetseite des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) seit 2023 das Logo der Döner-Kette aus. © Julien März (Archiv)

Beide Parteien einigten sich offenbar außergerichtlich, äußerten sich auf Nachfragen unserer Redaktion indes nicht weiter zu der ganzen Angelegenheit. Beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) hat die Hürther Franchise-Kette „Haus des Döners“ seit 2023 ein modifiziertes Logo mit dem vorangestellten „Das“ und dem grafischen Element des Dönerspießes hinterlegt.

Vor Ort im Dortmunder Westen zogen am Eröffnungstag erwartbar nicht nur dunkle Wolken des Wetterumschwungs auf. Wie unsere Redaktion erfahren hat, soll „Das Haus des Döners“ über den ähnlichen Namen und die grafische Gestaltung der privaten Imbissbude nicht gerade begeistert reagiert haben. Ob nun die Zentrale der Kette oder die Dortmunder Franchise-Nehmer interveniert haben, bleibt unklar.

Bilder von der Eröffnungsaktion im Umfeld des Dönerstandes jedoch wurden unserer Redaktion untersagt. Wie es hieß, habe man sich darauf verständigt, die Dönerbude zeitnah neu zu lackieren und zu labeln. Bis dahin wolle der Bövinghauser Betreiber Ärger vermeiden.

Rückseite des Imbissstandes "Home of Döner" in Bövinghausen.
Komplett neu foliert und mit eigener Optik präsentiert sich die Dönerbude auf dem Supermarktplatz in Bövinghausen. © Fabian Hollenhorst

Die Bude ist mittlerweile neu foliert. Wie deutlich von der Provinzialstraße aus erkennbar, heißt sie nun „Home of Döner“. Das „of“ steht in roten Buchstaben in einem rot umrandeten weißen Quadrat. Blickfang sind Flammen, die unter dem Schriftzug und dem Werbeclaim „Döner macht schöner“ auf schwarzem Untergrund lodern.

Bei neuer Optik ist der Inhaber offenbar der gleiche wie der des Cappadocia-Grills zuvor. Man habe den Imbisstand renovieren und ihm ein neues Konzept mit einer modifizierten Speisekarte geben wollen, heißt es. Der Betreiber hoffe auf neue Kundenkreise. Dazu sollte gewiss der Marketing-Schachzug beitragen – wenn er auch ursprünglich gewiss ganz anders geplant war.

Die Menschen in der Schlange am Dienstag hat all das nicht angefochten. Sie warteten, nicht immer geduldig, in der Schlange. Die Kunden, die in den beiden Supermärkten ihre Ostereinkäufe tätigten, nahmen von Menschenauflauf und Rabattaktion kaum Notiz.