In der Dortmunder Nordstadt gibt es am Freitag (4.4.) einen größeren Aufzug von Menschen. Sie gedenken Mehmet Kubaşık und weiteren Opfern rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.
Am Nachmittag des 4. April 2006 wurde Kubaşık in seinem Kiosk an der Mallinckrodtstraße 190 Opfer des rechtsextremen Terror-Netzwerks NSU. Insgesamt zehn Menschen wurden zwischen 2000 und 2007 aus rassistischen und politischen Motiven getötet.
Kurzer Marsch durch Nordstadt
Ab circa 17 Uhr werden am Freitag laut der Polizei Dortmund rund 300 Personen zur Kundgebung am Tatort der tödlichen Schüsse auf Kubaşık erwartet. Laut Polizei sind bis circa 19 Uhr „temporär“ Einschränkungen für den Verkehr rund um die Hauptverkehrsstraße im Dortmunder Norden zu erwarten.
Geplant ist eine kurze Demonstrationsroute über Uhlandstraße und Steinstraße bis zum Nordausgang des Hauptbahnhofs. Dort befindet sich eine Gedenktafel für den Familienvater mit Wurzeln in der Türkei, der zum Zeitpunkt seines Todes 39 Jahre alt war.
Bündnis ruft auf
Der Aufruf zur Gedenk-Demonstration stammt von der Gruppe „Bündnis Tag der Solidarität“. Hierin setzen sich viele Menschen im Austausch mit Mehmet Kubaşıks Ehefrau Elif und seiner Tochter Gamze dafür ein, dass die NSU-Mordserie nicht in Vergessenheit gerät und weiter Aufklärung betrieben wird. Die Demonstrationen zum Todestag sind ein Teil dieser Arbeit.
Die Tat an der Mallinckrodtstraße war von den Ermittlungsbehörden über mehrere Jahre nicht als rechtsextremistisch motiviert betrachtet worden. Erst nachdem die Strukturen des rechten Terror-Netzwerks 2011 öffentlich wurden, ergaben sich zahlreiche Verbindungen nach Dortmund.

Das „Bündnis Tag der Solidarität“ sieht nach wie vor Bedarf nach weiterer Recherche zu dem Thema. „Noch immer ist nicht geklärt, welche Nazi-Strukturen den NSU in Dortmund und in anderen Städten unterstützten und so die Morde erst ermöglichten“, heißt es in einem Aufruf zur Demo am 4. April.
Kritik an Studie des LKA
Eine im September 2024 vom Landeskriminalamt NRW veröffentlichte Studie, die bei vier von mehr als 30 untersuchten Tötungsdelikten im Nachhinein ein rechtes Motiv herausarbeitete, wird explizit kritisiert. „Viele Überlebende und Angehörige sind vom Ergebnis und dem Verlauf der Studie enttäuscht. Sie wurden erneut von den Behörden nicht ernst genommen“, heißt es in einem Statement des Bündnisses.
„Mama, Papa ist tot“: Gamze Kubaşık erzählt, wie sie den NSU-Mord an ihrem Vater erlebt hat