
© Stephan Schütze
Mit vier Jahren Verspätung: Naturkundemuseum geht auf die Zielgerade zur Wiedereröffnung
Naturkundemuseum
Seit Jahren ist das Naturkundemuseum wegen Umbaus geschlossen. Nach jeder Menge Pannen hat endlich der Neuaufbau der Museumsschau begonnen – mit dem Einzug eines Mammuts.
Der neue „Star“ des Naturkundemuseums ist schon da: Das 2,40 Meter hohe Skelett einer Mammutkuh ist das erste neue Exponat, das in den vergangenen Wochen aufgebaut wurde. Es steht für das Leben in der Eiszeit in Mitteleuropa und passt zu dem Konzept, künftig schwerpunktmäßig die Naturgeschichte von Stadt und Region zu vermitteln - auch, wenn das Skelett aus Holland kommt.
Mammut-Knochen aus der Nordsee
Vor gut sechs Jahren machten sich die Dortmunder Museumsleute auf die Suche nach einem Mammutskelett, erinnert sich der niederländische Mammut-Experte Dick Mol. Er hat das historische Relikt vermittelt, das gewissermaßen ein riesiges Puzzle ist. Denn es wurde aus 185 verschiedenen Knochen zusammengesetzt, die mit Schleppnetzen vom Grund der Nordsee vor der Küste der niederländischen Provinz Zuid-Holland geborgen wurden.
Dort gibt es hunderttausende Überreste von Mammuts aus der Eiszeit, berichtet Dick Mol. Genug, um die unterschiedlichen Knochen so zusammenzusetzen, dass daraus das komplette Skelett einer Mammut-Kuh entsteht. „Es ist alles original - bis auf den rechten Stoßzahn, der nachgebildet wurde“, verrät Mol.
150.000 Euro kostete die Neuanschaffung, die mit Hilfe der Sparkasse Dortmund ermöglicht wurde.
„Es ist das einzige komplett montierte Skelett einer Mammut-Kuih, das in Deutschland zu sehen ist“, stellt Museums-Chefin Dr. Dr. Elke Möllmann fest. Ihr ist die Erleichterung anzusehen, dass mit dem Mammut-Aufbau nun wieder Leben ins Museum einkehrt - Leben abseits des Baustellenbetriebs.
Im Herbst 2014 waren zwei Jahre Zwangspause für das städtische Naturkundemuseum am Fredenbaum angekündigt worden – ein Jahr für Sanierung und Umbau des in die Jahre gekommenen Hauses, ein weiteres Jahr für den Aufbau der neuen Dauerausstellung.
Monatelange Stillstände
Doch der Umbau, dessen Kosten zwischenzeitlich um rund 2 Millionen auf 9,3 Millionen Euro gestiegen waren, wurde im wahren Wortsinn zur Mammutaufgabe, begleitet von Pleiten, Pech und Pannen. Firmeninsolvenzen und nötige Neuausschreibungen sorgten für monatelange Stillstände. Zuletzt wurde die Installation der neuen Lüftungstechnik zur fast unendlichen Geschichte und ließ auch den zuletzt avisierten Wiedereröffnungstermin im September dieses Jahres platzen.
Jetzt endlich - vier Jahre später als geplant - haben Bauarbeiter und Handwerker das Haus verlassen. „Wir fangen jetzt an, das Museum neu einzurichten“, kündigt Elke Möllmann an. Und das braucht ebenfalls viel Zeit. Denn auch, wenn nun nach und nach viele alte Exponate ins Naturkundemuseum zurückkehren, wird die Dauerausstellung völlig neu konzipiert. Ganze Landschaften entstehen, um die Welt der Eiszeit oder der Kreidezeit vor Augen zu führen.

Rund um den Iguanadon-Saurier entsteht eine völlig neue Museumsschau. © Stephan Schütze
Vitrinen haben in der neu konzipierten Schau weitgehend ausgedient. Stattdessen werden die Ausstellungsstücke regelrecht inszeniert. Die versteinerten Ammoniten aus der Kreidezeit hängen nicht mehr einfach an der Wand, sondern werden so aufgehängt, dass die Museumsbesucher den Eindruck bekommen, durch einen Schwarm von Ammoniten zu gehen, erklärt die Museums-Chefin.

Mit vereinten Kräften und einer mobilen Hebebühne wurde eine 2,6 Tonnen schwere versteinerte Baumscheibe an ihren Platz gehoben. © Stephan Schütze
Am Dienstag kehrten die schwersten Exponate ins Museums zurück: eine Lore mit Dortmunder Kohle und eine versteinerte Baumscheibe - 210 Millionen Jahre alt und 2,6 Tonnen schwer. Sie steht ganz in der Nähe des Iguanodon-Sauriers, der weiterhin im Lichthof des Museums steht. Während der Sanierungsarbeiten war er sicher verpackt worden – und hat die lange Bauzeit offensichtlich gut überstanden.
Die Öffentlichkeit kann sich davon in knapp einem Jahr überzeugen. Voraussichtlich im Sommer 2020 soll das Naturkundemuseum wieder seine Türen öffnen, kündigt Elke Möllmann an – dann möglicherweise unter neuem Namen. Bei der Museumsnacht 2020 ist das Haus dann auf jeden Fall dabei.
Ein neuer Name wird gesucht
- Das Museum für Naturkunde der Stadt Dortmund sucht einen neuen Namen. Mit ihm soll das neue Konzept deutlich werden, bei dem Stadt und Region im Mittelpunkt stehen.
- Vorschläge können bis zum 6. September 2019 gemailt werden an NeuerNameMuseum@dortmund.de
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
