Mit vier Jahren Verspätung: Naturkundemuseum geht auf die Zielgerade zur Wiedereröffnung

© Stephan Schütze

Mit vier Jahren Verspätung: Naturkundemuseum geht auf die Zielgerade zur Wiedereröffnung

dzNaturkundemuseum

Seit Jahren ist das Naturkundemuseum wegen Umbaus geschlossen. Nach jeder Menge Pannen hat endlich der Neuaufbau der Museumsschau begonnen – mit dem Einzug eines Mammuts.

Dortmund

, 13.08.2019, 17:28 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der neue „Star“ des Naturkundemuseums ist schon da: Das 2,40 Meter hohe Skelett einer Mammutkuh ist das erste neue Exponat, das in den vergangenen Wochen aufgebaut wurde. Es steht für das Leben in der Eiszeit in Mitteleuropa und passt zu dem Konzept, künftig schwerpunktmäßig die Naturgeschichte von Stadt und Region zu vermitteln - auch, wenn das Skelett aus Holland kommt.

Mammut-Knochen aus der Nordsee

Vor gut sechs Jahren machten sich die Dortmunder Museumsleute auf die Suche nach einem Mammutskelett, erinnert sich der niederländische Mammut-Experte Dick Mol. Er hat das historische Relikt vermittelt, das gewissermaßen ein riesiges Puzzle ist. Denn es wurde aus 185 verschiedenen Knochen zusammengesetzt, die mit Schleppnetzen vom Grund der Nordsee vor der Küste der niederländischen Provinz Zuid-Holland geborgen wurden.

Dort gibt es hunderttausende Überreste von Mammuts aus der Eiszeit, berichtet Dick Mol. Genug, um die unterschiedlichen Knochen so zusammenzusetzen, dass daraus das komplette Skelett einer Mammut-Kuh entsteht. „Es ist alles original - bis auf den rechten Stoßzahn, der nachgebildet wurde“, verrät Mol.

150.000 Euro kostete die Neuanschaffung, die mit Hilfe der Sparkasse Dortmund ermöglicht wurde.

„Es ist das einzige komplett montierte Skelett einer Mammut-Kuih, das in Deutschland zu sehen ist“, stellt Museums-Chefin Dr. Dr. Elke Möllmann fest. Ihr ist die Erleichterung anzusehen, dass mit dem Mammut-Aufbau nun wieder Leben ins Museum einkehrt - Leben abseits des Baustellenbetriebs.

Im Herbst 2014 waren zwei Jahre Zwangspause für das städtische Naturkundemuseum am Fredenbaum angekündigt worden – ein Jahr für Sanierung und Umbau des in die Jahre gekommenen Hauses, ein weiteres Jahr für den Aufbau der neuen Dauerausstellung.

Monatelange Stillstände

Doch der Umbau, dessen Kosten zwischenzeitlich um rund 2 Millionen auf 9,3 Millionen Euro gestiegen waren, wurde im wahren Wortsinn zur Mammutaufgabe, begleitet von Pleiten, Pech und Pannen. Firmeninsolvenzen und nötige Neuausschreibungen sorgten für monatelange Stillstände. Zuletzt wurde die Installation der neuen Lüftungstechnik zur fast unendlichen Geschichte und ließ auch den zuletzt avisierten Wiedereröffnungstermin im September dieses Jahres platzen.

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Jetzt endlich - vier Jahre später als geplant - haben Bauarbeiter und Handwerker das Haus verlassen. „Wir fangen jetzt an, das Museum neu einzurichten“, kündigt Elke Möllmann an. Und das braucht ebenfalls viel Zeit. Denn auch, wenn nun nach und nach viele alte Exponate ins Naturkundemuseum zurückkehren, wird die Dauerausstellung völlig neu konzipiert. Ganze Landschaften entstehen, um die Welt der Eiszeit oder der Kreidezeit vor Augen zu führen.

Rund um den Iguanadon-Saurier entsteht eine völlig neue Museumsschau.

Rund um den Iguanadon-Saurier entsteht eine völlig neue Museumsschau. © Stephan Schütze

Vitrinen haben in der neu konzipierten Schau weitgehend ausgedient. Stattdessen werden die Ausstellungsstücke regelrecht inszeniert. Die versteinerten Ammoniten aus der Kreidezeit hängen nicht mehr einfach an der Wand, sondern werden so aufgehängt, dass die Museumsbesucher den Eindruck bekommen, durch einen Schwarm von Ammoniten zu gehen, erklärt die Museums-Chefin.

Mit vereinten Kräften und einer mobilen Hebebühne wurde eine 2,6 Tonnen schwere versteinerte Baumscheibe an ihren Platz gehoben.

Mit vereinten Kräften und einer mobilen Hebebühne wurde eine 2,6 Tonnen schwere versteinerte Baumscheibe an ihren Platz gehoben. © Stephan Schütze

Am Dienstag kehrten die schwersten Exponate ins Museums zurück: eine Lore mit Dortmunder Kohle und eine versteinerte Baumscheibe - 210 Millionen Jahre alt und 2,6 Tonnen schwer. Sie steht ganz in der Nähe des Iguanodon-Sauriers, der weiterhin im Lichthof des Museums steht. Während der Sanierungsarbeiten war er sicher verpackt worden – und hat die lange Bauzeit offensichtlich gut überstanden.

Die Öffentlichkeit kann sich davon in knapp einem Jahr überzeugen. Voraussichtlich im Sommer 2020 soll das Naturkundemuseum wieder seine Türen öffnen, kündigt Elke Möllmann an – dann möglicherweise unter neuem Namen. Bei der Museumsnacht 2020 ist das Haus dann auf jeden Fall dabei.

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Der Wiedereinzug ins Naturkundemuseum

Seit August 2019 läuft der Neuaufbau der Museumsschau im Dortmunder Naturkundemuseum. Erstes neues Exponat ist das riesige Skelett einer Mammut-Kuh aus der Eiszeit.
13.08.2019
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Der riesige Iguanodon-Saurier im Lichthof des Museums ist geblieben. Rundherum wird das Museum aber völlig neu konzipiert. © Stephan Schuetze
Versteinerte Baumscheiben sind bereits an den Wänden angebracht. © Stephan Schuetze
2,6 Tonnen schwer ist diese Baumscheibe, die an ihren Platz gehoben wurde. © Stephan Schuetze
2,6 Tonnen schwer ist diese Baumscheibe, die an ihren Platz gehoben wurde. © Stephan Schuetze
Vitrinen haben im Naturkundemuseum weitgehend ausgedient. Viele werden an andere Institutionen abgegeben. © Stephan Schuetze
Rund um die Iguanodon-Nachbildung im Lichthof des Museums entsteht eine völlig neue Museumsschau. © Stephan Schuetze
2,45 Meter hoch ist das Skelett der Mammut-Kuh. © Stephan Schuetze
Die Ammoniten aus der Kreidezeit werden in der neuen Museumsschau ganz neu in Szene gesetzt.© Stephan Schuetze
Sparkassen-Vorstandschef Dirk Schaufelberger und der Fördervereins-Vorsitzende Adolf Miksch freuen sich mit dem Mammut-Experten Dirk Mol und Museums-Chefin Dr. Dr. Elke Möllmann über die Neuanschaffung. © Stephan Schuetze
Ein Iguanodon-Skelett gehört ebenfalls zu den Exponaten.© Stephan Schuetze
Aus dem Dortmunder Norden stammt dieser Steinkohle-Klotz im Museum, hier mit dem Geologen Dr. Jan Michael Ilger.© Stephan Schuetze
Viele Exponate kehren in den nächsten Wochen und Monaten aus einem Zwischenlager ins Museum am Fredenbaum zurück. © Stephan Schuetze
Rund um die Iguanodon-Nachbildung im Lichthof des Museums entsteht eine völlig neue Museumsschau. © Stephan Schuetze
Gut überstanden hat auch das Aquarium mit Fischen aus Gewässern der Region die Sanierung des Museums. © Stephan Schuetze
Auch der König der Saurier darf nicht fehlen: Der Kopf eines Tyrannosaurus Rex gehört zu den Exponaten. © Stephan Schuetze
Das Naturkundemuseum hat einen Anbau mit einem neuen Eingang bekommen. © Stephan Schuetze

Naturkundemuseum hat ausgedient

Ein neuer Name wird gesucht

  • Das Museum für Naturkunde der Stadt Dortmund sucht einen neuen Namen. Mit ihm soll das neue Konzept deutlich werden, bei dem Stadt und Region im Mittelpunkt stehen.
  • Vorschläge können bis zum 6. September 2019 gemailt werden an NeuerNameMuseum@dortmund.de