Der Verwaltungsvorstand um den amtierenden OB Westphal (SPD) gilt als oberster Führungszirkel der Stadt. Dort sitzen die städtischen Beigeordneten (Dezernenten), die ihre jeweiligen Fachbereiche wie beispielsweise die Kämmerei, das Sozialressort oder die Planungsverwaltung führen. Sie sind politische Wahlbeamte und werden für jeweils acht Jahre vom Rat der Stadt gewählt. Als Führungsriege in der Stadtverwaltung sind sie unmittelbar unterhalb der OB-Ebene angesiedelt.
Um ihre Funktion besser verständlich zu machen, wird oft der bildhafte Vergleich zur Landes- oder Bundesebene bemüht. Demzufolge erfüllen die Dezernenten ähnliche Aufgaben wie Bundes- oder Landesminister, wie es heißt. Von daher haben die Fraktionen im Rat der Stadt naturgemäß großes Interesse, die einzelnen Posten mit Kandidaten ihrer Coleur zu besetzen und den Fachbereichen ihren politischen Stempel aufzudrücken. Welche Ratsfraktion dabei wie häufig zum Zuge kommt, hängt von ihrer künftigen Größe ab – und damit vom Ergebnis der Kommunalwahl am 14. September 2025.
Ein erstes Stimmungsbild
Die Verhandlungen über die Verteilung der Dezernate starten kurz nach der Wahl. Sie finden meist in kleinen Zirkeln statt. Noch legen SPD, Grüne und CDU ihre Karten nicht offen. Intern aber werden bereits lange im Vorfeld denkbare Szenarien durchgespielt - und erste Pflöcke für die Verhandlungen eingeschlagen. Welches Ressort ist uns wichtig? Wo setzen wir die Prioritäten? Und mit welchen Köpfen?
Im Verwaltungsvorstand gibt es sieben Dezernentenplätze. Einer ist aktuell leer, er soll aber noch vor den Sommerferien wieder besetzt werden. An der Spitze steht der Oberbürgermeister mit dem Dezernat 1, zu dem die städtischen Wirtschaftsförderer gehören. Sie sind als Eigenbetrieb organisiert. Ihre Chefin Heike Marzen ist Geschäftsführerin des Eigenbetriebs. Sie ist also keine Dezernentin, wird aber dennoch dem engsten Führungszirkel um OB Westphal zugerechnet. Lässt man das Westphal-Dezernat außer Betracht (der OB wird von den Bürgern gewählt, nicht vom Rat der Stadt), ergibt sich vorbehaltlich des Wahlausgangs aktuell ein erstes, grobes Stimmungsbild.
Wer managt den Kulturbetrieb?
Dezernat 2: Die wohl mächtigste und einflussreichste Stimme im Verwaltungsvorstand (nach dem OB) hat Jörg Stüdemann. Er ist Stadtkämmerer, Kulturdezernent und Stadtdirektor in Personalunion und hat das SPD-Parteibuch. Als „Herr der Stadtfinanzen“ besetzt er eine Schlüsselposition: Stüdemann ist für die Haushalts- und die mehrjährige Finanzplanung zuständig – das eröffnet großen politischen Gestaltungsspielraum. Nachdem er seine Amtszeit inzwischen zweimal verlängert hat, scheidet er am 31. März 2026 nach fast 16-jähriger Tätigkeit endgültig aus dem Dienst in der Stadtverwaltung aus.

Und dann? Könnte es ein politisches Gerangel geben. Vor allem um den Posten als Stadtkämmerer. Abhängig vom Ausgang der Wahl, möchte die SPD den Posten gern weiter mit einem Kandidaten ihrer Farben besetzen. Gleichzeitig wird im Rathaus aber auch der CDU gesteigertes Interesse nachgesagt, den Kämmerer zu stellen. Welche Fraktion letztlich zum Zuge kommt, bleibt vorläufig offen. Klar ist: Die Entscheidung darüber trifft der neue Rat. Sollte es bis zur Neubesetzung zu einer Vakanz kommen, gilt aktuell Rechtsdezernent Norbert Dahmen (CDU) als Übergangskandidat für die Kämmerei.
Völlig offen ist, wer Stüdemann als Kulturdezernent folgen soll. Nach aktuellem Stand liebäugeln die drei größeren Ratsfraktionen SPD, Grüne und CDU damit, die Ressorts Kämmerei und Kultur zu trennen und sie in verschiedene Hände zu legen. Eine Variante, die im Rathaus gehandelt wird, sieht beispielsweise vor, ein eigenständiges Kulturdezernat einzurichten und es um die Bereiche „Sport und Freizeit“ zu erweitern. Gut möglich, dass auch um dieses Dezernat gepokert wird – wie zu hören ist, sollen die Grünen daran Gefallen finden.
Stadtdirektor Norbert Dahmen?

Dezernat 3: Als studierter Jurist ist Dezernent Norbert Dahmen zuständig für die Bereiche Recht, Ordnung und Sicherheit. Zugleich ist er oberster Chef der Bürgerdienste und der Feuerwehr. CDU-Mitglied Dahmen soll damit liebäugeln, Stüdemann als Stadtdirektor zu beerben. Ihm wird nachgesagt, er habe zwischenzeitlich an einen beruflichen Wechsel gedacht, der aber längst wieder ad acta gelegt sei. Seine Amtszeit endet am 31. August 2026. Wie zu hören ist, soll auch Dahmen vor seiner ungefährdeten Wiederwahl stehen.
Dezernat 4: Verantwortlich für die Bereiche Schule, Jugend und Familie, ist Monika Nienaber-Willaredt als parteilose Dezernentin unterwegs. Gleichwohl wird sie den Grünen zugerechnet, die sie zur Wahl vorgeschlagen hatten. Nienaber-Willaredt, die zwischenzeitlich das Sozialdezernat mitübernommen hatte, genießt auch in Reihen der SPD ein gutes Ansehen. Um ihre Wiederwahl muss sie sich derzeit keine Gedanken machen: Ihre Amtszeit läuft bis 31.8.2030.

Dezernat 5: Nach ihrer Erkrankung und der anschließenden Genesung hat sich Dortmunds langjährige Sozialdezernentin Birgit Zoerner vor Ablauf ihrer Amtszeit am 31. Dezember 2026 für den Eintritt in den vorzeitigen Ruhestand entschieden; ihr Büro in der Verwaltung hat Birgit Zoerner (SPD) bereits verlassen. Neben dem Sozialressort war sie für die Bereiche Arbeit, Gesundheit sowie Sport und Freizeit zuständig. Ihre Stelle ist längst ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist läuft in Kürze am 27. April aus.
Die Wahl für die Nachfolge soll noch vor der Sommerpause im Rat über die Bühne gehen. Dabei soll das Sozialdezernat auch künftig in Händen der SPD liegen. Offen ist, ob der Bereich Freizeit und Sport möglicherweise einem anderen Dezernenten zugeschlagen wird.
Dezernat 6: Mit den Arbeitsfeldern Umwelt, Planen und Wohnen hält Stefan Szuggat ebenfalls einen Schlüssel für ein wichtiges und strategisch bedeutendes Dezernat in der Hand. Szugatt ist auf Wunsch der Grünen aus Dresden nach Dortmund gekommen, hat aber kein Parteibuch. Er ist Dipl.-Ingenieur der Raumplanung und besitzt das zweite Staatsexamen in der Fachrichtung Städtebau. In Kreisen der Ratsfraktionen gilt er als Experte, der über hohen Sachverstand verfügt – als „politisch denkender Kopf“ aber, heißt es, werde er nicht immer wahrgenommen. Seine Amtszeit endet erst in sechs Jahren am 28. Februar 2031. Gerüchte, die Grünen hätten ein neues, eigenständiges „Dezernat für Umwelt und Klima“ im Sinn, ließen sich nicht erhärten.
Rätselraten um Arnulf Rybicki
Dezernat 7: Das Dezernat von Arnulf Rybicki umfasst die für Dortmund ebenfalls wichtigen Bereiche Bauen und Infrastruktur. Ressorts, die den Politikern in den Ratsausschüssen häufig Anlass zu Diskussionen und mitunter auch Kritik geben – sei es wegen nicht geahnter Kostensprünge oder zeitlicher Verzögerungen von Bauvorhaben. Was Dezernent Arnulf Rybicki das Standing nicht einfach macht. Er ist CDU-Mitglied – und von der CDU für den Posten auch ausgeguckt worden. Rybickis Amtszeit endet am 31. März 2027. Seine Wiederwahl gilt aktuell als offen. Will die CDU am eher ungeliebten „Baudezernat“ überhaupt festhalten? Auch das dürfte sich spätestens bei den Verhandlungen mit den anderen Ratsfraktionen nach der Kommunalwahl klären.
Dezernat 8: Zuständig für Personal und Organisation in der Stadtverwaltung, endet die Amtszeit von Dezernent Christian Uhr am 31. März 2026. Er hat das SPD-Parteibuch, verfügt beispielsweise aber auch in den Reihen der CDU über Rückhalt. Der aktuellen Stimmungslage zufolge dürfte seiner Wiederwahl für weitere acht Jahre nichts im Wege stehen. Fraglich ist, ob sein Ressort mit weiteren Aufgaben angefüllt wird..