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Illegaler Rave im Westpark? „Die hatten eine richtige Anlage aufgebaut“
Ruhestörung und Gewalt
Hunderte Menschen haben in der Nacht auf Fronleichnam im Westpark gefeiert. Die Situation kam laut Anliegern einem Konzert gleich. Und das soll nicht zum ersten Mal so gewesen sein.
In Videos, die mittlerweile von der Nacht auf Fronleichnam (3. Juni) rumgeschickt werden, sieht der Westpark aus wie ein Festival-Gelände. Es ist dunkel, deshalb lässt sich die Zahl der Anwesenden schwer schätzen. Sie tanzen eng beieinander, ohne Maske. Als feierten sie das Ende der Pandemie.
„Für mich klang das wie ein Konzert“
„Ich bin so gegen halb neun von der Arbeit gekommen und von der Möllerbrücke durch den Westpark nach Hause gelaufen“, erzählt ein Anwohner. Schon da sei es sehr voll auf den Wiesen gewesen. „Später ist es dann richtig laut geworden - mit Musik und Gegröle und Applaus zwischen den einzelnen Liedern. Für mich klang das wie ein Konzert.“
Wer am Westpark wohnt, weiß, dass es dort regelmäßig laut wird. Darüber kann man sich als Anwohner schon unter normalen Umständen ärgern. „Der Park ist aber eben auch Allgemeingut“, zeigt sich eine Anwohnerin verständlich. Die Nacht auf Fronleichnam muss jedoch eine besondere Qualität gehabt haben.
Manche sprechen sogar von einem illegalen Rave. Eine Anwohnerin sieht das ebenfalls so, schreibt uns „weder Lärmschutzfenster noch Gehörschutz haben geholfen“.
Polizei-Einsatz bis vier Uhr morgens
Die Polizei gibt an, ab 20 Uhr vor Ort gewesen zu sein, verstärkt ab etwa 0.30 Uhr, wegen steigendem Alkoholpegel und steigender Aggressivität. Bis 4 Uhr habe der Einsatz gedauert. Zwei Körperverletzungen habe es gegeben, der Westpark sei schließlich geräumt worden. Eine große organisierte Gruppe wie bei einem Konzert vermerke der Polizeibericht nicht, es seien mehrere Teilgruppen gewesen.
Ob geplant oder nicht: Der technische Aufwand, der laut Zeugen für die Party betrieben wurde, lässt sich nur schwer ignorieren.
Bereits am Wochenende wurde im Park gefeiert
Klaus Erdmann kann diesen einschätzen. Er ist Gastronom am Park und war bis spät in die Nacht vor Ort. Er sagt: „Die hatten eine richtige Anlage aufgebaut.“ Ein anderer Augenzeuge sagt, dass im Park ein DJ-Pult aufgebaut worden sei.

Klaus Erdmann betreibt das Café Erdmann im Westpark. Er überlegt aktuell, was er in seinem Biergarten zur EM anbieten kann - im Einklang mit den Corona-Regeln. © Bastian Pietsch
Gegen 22 Uhr sei die Stimmung im Park in Richtung Party übergeschlagen, so Klaus Erdmann. „Für mich etwas viel Verbrüderung. Die haben da teilweise aus einer Flasche getrunken.“ Bis halb zwei habe die Party mindestens gedauert. Auch um halb drei, als Erdmann nach Hause gefahren sei, seien noch Menschen im Park gewesen. Allein auf der Wiese direkt an seinem Café schätzt er, seien es hundert gewesen.
Und: Schon in der Nacht auf Sonntag sei in kleinerem Umfang im Park gefeiert worden, sagt Klaus Erdmann. Auch dann seien Boxen aufgebaut worden. Sogar eine Lichtshow habe es gegeben.
Klaus Erdmann ärgert sich über die Vorfälle. „Das sind die, die dafür sorgen, dass die Inzidenz nicht unter 35 kommt.“
Pinkel-Gebüsch unter dem Fenster
Eine weitere Anwohnerin kann aus ihrer Wohnung in den Park blicken. Sie sagt, sie sei auch eine derjenigen gewesen, die in der Nacht auf Fronleichnam die Polizei angerufen haben. Auch sie beschreibt, dass die Stimmung gegen 22 Uhr kippte. Ein Konzert, sagt sie, würde sie es nicht nennen, weil über den Park verteilt unterschiedliche, laute Musik lief.
Auf der ihrem Haus gegenüberliegenden Straßenseite verläuft ein Gebüsch, das vom Park aus nicht einsehbar ist. Dort auf dem Bürgersteig haben, so die Anwohnerin, buchstäblich reihenweise Menschen zum Pinkeln gestanden.
Vor dieser Woche, so sagt die Anwohnerin, sei es im Park lange viel ruhiger gewesen als sonst. „Jetzt ist es wieder so wie vorher, als gäbe es keine Regeln mehr.“ Nur etwas habe sich geändert. Zuvor haben Feiernde schon mal auf Bitten von Anwohnern die Musik leiser gedreht. Mittlerweile werde nur noch mit Aggression reagiert.
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
