Seit dem Frühjahr machen immer wieder Meldungen von einer Mutation des Vogelgrippe-Virus in den USA die Runde. Dieses Virus trat in seiner ursprünglichen Form vor etwa 20 Jahren erstmals auf. Danach verbreitete es sich in rasender Geschwindigkeit über die ganze Welt.
Jetzt wurde seit März eine veränderte Form dieses Virus in den USA in Geflügelzuchtbetrieben ebenso wie in Milchviehbeständern nachgewiesen. Das heißt: Das Virus ist vom Vogel auf ein Säugetier übergesprungen. Auch Menschen sind in den USA bereits an einer Mutation des Virus erkrankt.

Inzwischen, so zitierte des Deutsche Ärzteblatt vor wenigen Tagen die amerikanische Gesundheitsbehörde, seien in den USA 13 Vogelgrippe-Fälle beim Menschen bestätigt, davon vier nach einem Kontakt zu infizierten Kühen. 177 Kuhherden seien bisher von dem Virus befallen.
Mitte Juli meldeten Forscher aus den USA, dass man eine Übertragung des Virus von Kühen auch auf Katzen und Waschbären nachgewiesen habe. Also eine Übertragung von Säugetier zu Säugetier. Könnte das Virus damit auch zu einer Gefahr für die Menschen hierzulande werden?
Aktuelle Gefahr wird als gering eingestuft
„Das Vogelgrippe-Virus hat durchaus das Potenzial, eine neue Pandemie zu verursachen. Deshalb wird es ja so intensiv beobachtet“, sagt Prof. Dr. Carsten Watzl. Er ist Professor für Immunologie an der TU Dortmund. Zudem ist er Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.
Aktuell schaffe es das Virus aber noch nicht, sich von Mensch zu Mensch zu verbreiten. „Deshalb ist die aktuelle Gefahr auch noch recht gering. Aber man muss die Situation natürlich weiter sehr intensiv beobachten“, sagt der Dortmunder Wissenschaftler.
Genau das geschehe, versichert das Robert-Koch-Institut auf seiner Internetseite. Das RKI beobachte die internationale Lage und stehe in engem Kontakt mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in Schweden.
Aktuell gehe sowohl das RKI als auch das ECDC davon aus, dass das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland und Europa gering ist. Als wichtigste Vorsichtsmaßnahme gelte, dass man grundsätzlich keine kranken oder verendeten (Wild-)Vögel bzw. (Wild-)Tiere anfassen solle, sondern stattdessen die zuständige Veterinärbehörde verständige.
Es gibt schon Impfstoffe gegen die Vogelgrippe
Doch selbst, wenn sich die Vogelgrippe ausbreite und sich zu einer neuen Pandemie entwickeln sollte, sei man – so die Einschätzung von Prof. Watzl – besser als beim Auftreten des Corona-Virus vor bald fünf Jahren vorbereitet. Bislang wurde in Deutschland kein Fall bekannt, in dem sich ein Mensch mit dem neuen Vogelgrippe-Virus infiziert hätte.
Im Gegensatz zu Corona gebe es, so Watzl, gegen die Vogelgrippe bereits zugelassene Impfstoffe: „Das bedeutet: Wir wären bei einer möglichen Pandemie besser vorbereitet.“