Feueralarm und Störaktionen Veranstaltung im Dortmunder U musste abgebrochen werden

Feueralarm und Störung: Veranstaltung im Dortmunder U abgebrochen
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Pro-palästinensische Demonstrantinnen und Demonstranten haben eine Veranstaltung im Dortmunder U gestört und zum Abbruch gebracht. Das schildern Teilnehmende der Veranstaltung gegenüber dieser Redaktion.

Außerdem gibt es eine öffentliche Stellungnahme der Beratungsstelle „Antidiskriminierungsberatung und Intervention bei Antisemitismus und Rassismus“ (Adira) in Dortmund zu dem Vorfall.

Keine Straftaten festgestellt

Die Polizei Dortmund bestätigt einen Einsatz am Mittwochabend. Man sei wegen „Randalieren“ gerufen worden. Es seien aber keine strafbaren Handlungen festgestellt worden, so ein Sprecher gegenüber dieser Redaktion.

Im „Kino im U“ sollte am Mittwochabend der Film „Screams before Silence“ gezeigt werden. Der Dokumentarfilm von Sheryl Sandberg thematisiert sexualisierte Gewalt gegen Frauen bei dem Angriff der Hamas an unterschiedlichen Orten in Israel am 7. Oktober.

Zeuginnen und Überlebende kommen in diesem 60 Minuten langen Dokumentarfilm zu Wort und berichten von erschütternden Gewaltexzessen durch Hamas-Kämpfer. Der Film ist auf Youtube verfügbar. Er enthält explizite Schilderungen von schwerer sexueller Gewalt und ist ab 18 Jahren empfohlen.

Veranstalter waren die städtische Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie in Kooperation und das Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund, zu dem auch Adira zählt. Rund 30 interessierte Personen waren den Veranstaltern zufolge im Kinosaal.

Laut Michael Neumann von Adira sei bereits im Vorfeld über soziale Medien dazu aufgerufen worden, die Veranstaltung durch Störung zu verhindern.

Anti-israelischer Aktivismus

„Es waren dann auch vor Beginn knapp 25 Personen aus dem Milieu des anti-israelischen Aktivismus“ vor Ort.

Noch bevor der Film gestartet werden konnte, schrillte der Feueralarm im U-Turm. Die Feuerwehr konnte keinen Brandherd feststellen. Nach ersten Vermutungen könnte eine Brandmeldeanlage manipuliert worden sein.

Jubel nach Abbruch

Nach dem Feueralarm seien die Störungen weitergegangen, berichtet Michael Neumann. Ein Teilnehmer habe eine Palästina-Flagge gezeigt. Als die Entscheidung fiel, die Veranstaltung wegen der unklaren Sicherheitslage zu beenden, sei das von lautem Jubel und „Free Palestine“-Rufen begleitet worden.

Neumann beschreibt die Stimmung als konfrontativ und in Teilen bedrohlich, auch wenn es bei verbalen Auseinandersetzungen geblieben sei.

Demonstrierende und Polizisten einer Pro-Palästina-Demonstration im Oktober 2023 in Dortmund.
Demonstrierende und Polizisten einer Pro-Palästina-Demonstration im Oktober 2023 in Dortmund. © Archiv

Eine Person habe die Störung der Veranstaltung live mit dem Smartphone über das Portal TikTok gestreamt. Dies sei unterbunden worden, so Neumann.

„Neue Qualität“ der Störung

In der Stellungnahme vom 5. September wählt die Beratungsstelle Adira deutliche Worte: „Wir stellen fest, dass diese Aktion für Dortmund eine neue Qualität darstellt, die auch damit zusammenhängt, dass das Milieu des anti-israelischen Aktivismus immer enthemmter auftritt und anscheinend kaum eine Gelegenheit auslässt, um ihre antisemitischen Einstellungen in die Öffentlichkeit zu tragen und damit andere Personen zu gefährden.“

Der Kinosaal sei in diesem Moment „zu einem unsicheren Ort für anwesende Betroffene antisemitischer und sexualisierter Gewalt“ geworden, schreibt das Netzwerk.

Auch Michael Neumann spricht gegenüber dieser Redaktion von „einer neuen Dimension“. Störungen dieser Art habe es bisher nur von Neonazis gegeben.

Neuer Termin geplant

Die Veranstalter kündigen rechtliche Schritte gegen die Störenden an - und eine Wiederholung des Filmabends. Allerdings sind sich Michael Neumann und alle anderen Beteiligten darüber im Klaren, dass dies nur unter veränderten Sicherheitsbedingungen möglich sein wird.

Seit den Vorfällen vom 7. Oktober und dem Ausbruch des neuen Krieges in Nahost sind auch in Dortmund viele politische Aktionen sichtbar, die sich gegen Israel richten.

Seit Ende Mai gibt es ein Protestcamp an der Fachhochschule Dortmund. Zudem gab es mehrere Demonstrationen in der Innenstadt und Aktionen an der Universität Dortmund.