Markus Riepe (l.) und Karl-Ulrich Kortmann sind zwei von Dortmunds Hoteliers.

Markus Riepe (l.) und Karl-Ulrich Kortmann sind zwei von Dortmunds Hoteliers. © Pietsch, Wulle, privat / Montage: Pietsch

Energiekrise: Müssen Dortmunder Hotels im Winter schließen?

dzDehoga

Der Hotel- und Gaststättenverband befürchtet, dass Hotels im Winter wegen der Energiekrise schließen müssen. Für Dortmunder Hoteliers spielt dabei eine Besonderheit der Stadt eine wichtige Rolle.

Dortmund

, 11.10.2022, 08:23 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) NRW hat eine bemerkenswerte Frage aufgeworfen. Es werde in der Branche „auch darüber nachgedacht, ob es wirtschaftlich notwendig werden könnte, den Betrieb über die Wintermonate zu schließen“, so Patrick Rothkopf gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Geschlossene Häuser im Winter: Ist das auch für Dortmunder Hoteliers ein Thema?

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Ganz fern liegt die Überlegung jedenfalls nicht. Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise erreichen auch das Gastgewerbe und außerhalb der Feriensaison könnten weniger Gäste in Hotels absteigen. Vertreter der Branche in Dortmund bauen jedoch auf ihr Kerngeschäft.

Gute Herbstmonate auch dank Geschäftsreisender

„Wir hatten immer auf, egal in welcher Krise“, sagt Markus Riepe, vom Ringhotel Drees an der Hohe Straße. Er plane nicht, das Haus im Winter zu schließen - im Gegenteil: „Wir hatten einen super August, einen super September und haben einen guten Oktober“, so der Hotelier.

Markus Riepe ist einer der Gastgeber im Familiengeführten Hotel Drees an der Hohen Straße.

Markus Riepe ist einer der Gastgeber im Familiengeführten Hotel Drees an der Hohen Straße. © Bastian Pietsch, privat / Montage: Pietsch

Ein Grund: Das Hotel ist kaum vom Tourismus abhängig. Messen in der Westfalenhalle seien sicher ein Einflussfaktor auf das Gastaufkommen, ebenso wie der Weihnachtsmarkt. Im Ringhotel Drees finden jedoch auch Tagungen statt, Geschäftsreisende machen einen großen Teil der Gäste aus.

Dortmund ist keine Touristenhochburg

Das sei generell in Dortmund so, erklärt Michael Westermeyer, Inhaber des Hotels Körner Hof und Vorstandsmitglied im Kreisverband Dortmund des Dehoga. Rund 80 Prozent Geschäftsreisende steigen demnach in Dortmunder Hotels ab. „Es gibt bei den Auswirkungen der Krise erhebliche Unterschiede je nach Region“, so Michael Westermeyer. „Dortmund ist nur anlassbezogen touristisch interessant. Hotels in klassischen Touristenstädten machen sich sicher mehr Gedanken.“

Michael Westermeyer ist Inhaber des Akzent Hotels Körner Hof und Vorstandsmitglied des Dehoga Dortmund.

Michael Westermeyer ist Inhaber des Akzent Hotels Körner Hof und Vorstandsmitglied des Dehoga Dortmund. © privat

Es kommt Dortmund also ein Stück weit zugute, dass es kein viel gefragtes Reiseziel wie Berlin oder Hamburg ist. Auch die Dortmunder Hoteliers denken aber über die Krise nach: „Wir stehen vor Herausforderungen, die wir noch nicht hundertprozentig einschätzen können“, so Michael Westermeyer.

Nur während der Corona-Monate geschlossen

Auch im Hotel Esplanade am Burgwall, ein weiteres von Dortmunds verhältnismäßig vielen privat geführten Hotels, steigen mehrheitlich Geschäftsreisende ab. Hotelier Karl-Ulrich Kortmann sieht aktuell ebenfalls keine Option darin, das Haus zu schließen. „Bis auf die Corona-Monate haben wir das Hotel nie länger geschlossen.“

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Eine Parallele zur Pandemie drängt sich dennoch auf: Man wisse nicht genau, was komme, so Karl-Ulrich Kortmann. Sollte das Hotelgeschäft doch schlechter laufen, sei Esplanade allerdings breit aufgestellt und biete auch Wohnungen an. So könne der klassische Hotelbetrieb möglicherweise auch querfinanziert werden.

Neue Energieverträge könnten höhere Belastungen bringen

Die Herbstmonate, so sagt es Michael Westermeyer, seien für Dortmund eher eine starke Jahreszeit. Allerdings seien auch Geschäftsreisen durchaus konjunkturabhängig und könnten von der Krise beeinflusst werden.

Und noch eine Besonderheit der Dortmunder Hotellandschaft merkt er an: In Dortmund gibt es für eine Großstadt verhältnismäßig viele Hotels, die nicht von Investoren, sondern von Inhabern geführt werden. „Die können natürlich nicht einfach länger rote Zahlen schreiben.“

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Ein wichtiger Punkt könnte das erste Quartal 2023 werden. Für die Hotels nämlich, die Festverträge mit ihrem Versorger abgeschlossen haben. Sie zahlen aktuell oft noch Preise für Storm und Gas, die die Entwicklungen der Krise nicht voll abbilden. Laufen diese Verträge aus und müssen neu verhandelt werden, könnten die Kosten nochmal deutlich steigen.