Auch Heinz Gobbrecht freut sich über das 70-jährige Bestehen des Hauses Gobbrecht.

Auch Heinz Gobbrecht freut sich über das 70-jährige Bestehen des Hauses Gobbrecht. © Schaper

Eckkneipe wird 70: Wo nackte Australier feierten und ein Polit-Promi aß

dzTraditions-Gaststätte in Dortmund

Die Eckkneipe „Haus Gobbrecht“ in Körne ist seit mehr als 70 Jahren ein fester Teil von Körne. Die Familien-Gaststätte hat in ihrer Geschichte viel erlebt - von Polit-Promis bis zu nackten Rugby-Spielern.

Dortmund

, 07.05.2022, 17:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

70 Jahre sind es mittlerweile, auf die der Familienbetrieb Haus Gobbrecht zurückblickt. Im Juni holen sie am Körner Hellweg das runde Jubiläumsfest (25./26. Juni) nach, das im letzten Jahr wegen Corona verschoben wurde.

Der langjährige Leiter Heinz Gobbrecht und seine Tochter, die Wirtin Eva Flynn, haben in dieser Zeit viel erlebt. Es sind die alten Gästebücher, die beide an diesem Nachmittag in Erinnerungen schwelgen lassen: an Prominente wie den CDU-Politiker Kurt Biedenkopf, der 1985 im Haus Gobbrecht speiste.

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Aber es sind auch Fotos von ausgelassenen Feten, über die sie sich noch heute freuen: „Mein Vater war damals auch eine Party-Maus“, scherzt Eva Janik über ein schwarzweißes Foto, auf dem sich ihr heute 85-jähriger Vater munter in eine Polonaise einreihte.

Ja, auch Radio Dortmund feierte hier: Heinz Gobbrecht blättert durch das Gästebuch.

Ja, auch Radio Dortmund feierte hier: Heinz Gobbrecht blättert durch das Gästebuch. © Schaper

Zerbombt und wiederaufgebaut: Bereits 1951 wurde das Gebäude gekauft

Eva Flynn zeigt auch ein altes Foto, in dem die heutige Gaststätte noch im Urzustand abgebildet ist. Eine Hälfte des Gebäudes wurde im Zweiten Weltkrieg weggebombt. 1951 haben Heinz Gobbrechts Eltern das Haus gekauft und wiederaufgebaut. Zuvor betrieben sie am Körner Hellweg noch ein Milch- und Lebensmittelgeschäft.

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Von Anfang an waren es Schützen- und andere Vereine, die hier feierten. „Manche Gäste sagen, es ist ihr zweites Wohnzimmer“, so Eva Flynn. Denn bis heute ist es so geblieben, dass sich die Vereine hier zuhause fühlen, darunter etwa ein BVB-Fanclub für Blinde, ein Theater- und Bühnenverein oder die "British Legion“, ein Zirkel einstiger, britischer Soldaten. „Sie wurden hier von deutschen Frauen eingefangen und sind hier geblieben“, scherzt Heinz Gobbrecht.

„Wir haben hier also schon alles erlebt.“: Wirtin Eva Janik erzählt allzu gerne Anekdoten aus 70 Jahren Haus Gombbrecht.

„Wir haben hier also schon alles erlebt.“: Wirtin Eva Janik erzählt allzu gerne Anekdoten aus 70 Jahren Haus Gombbrecht. © Schaper

Doch auch seine Tochter kann zahlreiche Anekdoten über die letzten Jahre erzählen. Nur allzu gerne erinnere sie sich etwa an die „verrückten Rugby-Spieler“. Sie kamen aus Australien, waren jung und „trinkfest“, so Janik, die noch heute begeistert erzählt, wie knapp 40 von ihnen ins Haus Gobbrecht drängten.

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Als sich die Rugby-Spieler für ein Trinkspiel zurückzogen

Auf ihren Köpfen wackelten bunte Perücken, an ihren Händen waren die Krüge mit Klebeband gebunden, wie sich Janik lebhaft erinnert – um noch eine Pointe hinterherzuschieben: Als sie Bestellungen in den rappelvollen Veranstaltungssaal brachte, stieß sie auf ein entblößtes Gesäß. „Wir haben hier also schon alles erlebt.“

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Heute sei zwar spätestens ab 22 Uhr nicht mehr viel los am Körner Hellweg. Doch ins Haus Gobbrecht kommen trotzdem noch Gäste: etwa ein mittlerweile 87-jähriger Stammkunde, aber auch neue Gesichter und vor allem Vereine. „Wir sind die typische Eckkneipe, wo der Nachbar hingeht“, sagt Eva Flynn.

Bands bis Trophäenschießen: Das Programm des Jubiläums

Dass sich einiges verändert habe und ökonomische Herausforderungen hinzukamen, gehöre dazu: „Kneipe ist Wandel“, philosophiert die Wirtin. Gerade die Coronaeinschränkungen machten sich für die Gastronomen bemerkbar. „Das hat uns wehgetan“, sagt Heinz Gobbrecht. „Noch heute sind wir nur bei der Hälfte des Umsatzes von einst.“

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„Es geht aber langsam wieder aufwärts“, fügt seine Tochter hinzu. Das scheint ein Grund mehr zu sein, das 70-jährige Jubiläum ordentlich nachzuholen. Für die Feierlichkeiten am 25. und 26. Juni unter dem Motto „70 + 1“ haben sie bereits ein Programm geplant.

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Los geht es am Samstag (25.6.) mit einem für alle Gäste offenen Trophäenschießen, organisiert vom BSV Körne 1789. Später spielen unter anderem die Rock-Band „Die zahnlosen Tiger“, am Sonntag schließlich die Folk-Band Flipping Coins. Das klingt nach weiteren Eindrücken für das Gästebuch.

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