Die Sache ist so gut wie in trockenen Tüchern: Die Sparkasse Dortmund kauft die ehemalige Hoesch-Zentrale im Union-Viertel an der Rheinischen Straße. Die Zustimmung von Rat und Verwaltungsrat der Sparkasse gilt als Formsache. Der denkmalgeschützte Monumentalbau, der nach Auszug des Versorgungsamtes seit 2011 leer steht und zusehends verfällt, hat damit endlich wieder eine Zukunft.
Das Geschäft soll im Dezember beurkundet werden und das mächtige Gebäude damit aus dem Besitz einer privaten Unternehmensgruppe aus dem Rhein-Main-Gebiet in das Portfolio der Sparkasse Dortmund übergehen.
Das Ganze ist nachzulesen auf der Internet-Plattform „immobilienmanager“, dem Fachportal der Immobilienbranche. Dort heißt es, das mächtige Gebäude mit einer Gesamtnutzfläche von rund 16.000 Quadratmetern soll von der Sparkasse Dortmund als Partner für „einen kommunalen Zweck“ entwickelt werden.
Marodes Jugendamtsgebäude
Nach Informationen dieser Redaktion handelt es sich bei dem kommunalen Zweck um das Dortmunder Jugendamt. Das bisherige, ebenfalls denkmalgeschützte Amtsgebäude am Ostwall ist stark sanierungsbedürftig. Bei einer Inspektion wurden schon vor drei Jahren schwerwiegende Mängel festgestellt.
Die Westfassade des Jugendamtsgebäudes an der Ruhrallee, die erheblichen Erschütterungen durch den Berufsverkehr der B54 ausgesetzt ist, wurde aus Sicherheitsgründen eingerüstet. Außerdem wurden Natursteinplatten abgenommen und ein Unterputz aufgebracht. Die Fassade des Hauptgebäuderiegels an der Neutor-Kreuzung wird mit Netzen gesichert. Das Gebäude soll 2025 grundsaniert werden.
Die gut 300 Beschäftigten des Jugendamtes müssten für die Umbauzeit von rund drei Jahren ohnehin in ein Übergangsquartier umziehen. Da kommt das Gebäude an der Rheinischen Straße wie gerufen.
Stillschweigen zum Kaufpreis
Die Kosten für ein Interimsquartier des Jugendamtes könnte man sparen und im Unionviertel gleich ein neues Domizil schaffen. Zumal das Jugendamt auch ganz spezielle Räume braucht, etwa zur Befragung von sexuell missbrauchten Kindern oder sogenannte Wuträume, deren Einrichtung nur für den Übergang teuer käme.
So könnte eine Problem-Immobilie die Lösung für eine andere Dortmunder Problem-Immobilie sein. Über den Kaufpreis des früheren Prachtbaus der Industriebarone wurde laut „immobilienmanager“ Stillschweigen vereinbart. Die notarielle Abwicklung übernahm die Dortmunder Kanzlei Aderhold.
Die ehemalige Hauptverwaltung der Hoesch-Union-Werke galt zuletzt als teuerste Schrottimmobilie der Stadt und wurde im Frühjahr auf der Immobilien-Verkaufsplattform „Immoscout“ für 12,5 Millionen angeboten.
Schlagzeilen über Vandalismus
Zuvor waren viele Umnutzungen geplant worden wie ein Hotel, Studentenapartments und Büroräume, aber die Folgen von Spekulation, dann Corona und schlussendlich die jüngsten geopolitischen Entwicklungen führten zu einer Endlosschleife.
Zuletzt hatten die Vandalismusschäden in dem imposanten Bau für Schlagzeilen gesorgt. Unbefugte verschafften sich – zum Teil durch unterirdische Kabelwartungs-Tunnel – illegal Zugang in das Gebäude und holten alles heraus, was nicht niet- und nagelfest war, um es zu Geld zu machen.
Historischer Saal zerstört
Fotos im Internet belegten die gewaltigen Schäden. Darauf zu sehen sind Graffiti an den Wandvertäfelungen, in den Treppenhäusern und an der Fassade. Fenster wurden zerstört, Wände aufgebrochen, Kabel- und Rohre sowie Türbeschläge entfernt. Zeitweise stand das Haus offen wie ein Scheunentor.
Zuletzt hatte ein Brand im August dieses Jahres das Herzstück des Gebäudes, den großen historischen Sitzungssaal, in dem die erste Stadtverordnetenversammlung nach dem Zweiten Weltkrieg getagt hatte, vollends zerstört.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 7. November 2023.
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