Sorgen um neue Dortmunder Stadtbahn-Flotte Fahrzeug-Hersteller hat Insolvenz angemeldet

Sorgen um neue Stadtbahnen: Fahrzeug-Hersteller hat Insolvenz angemeldet
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Seit fast genau einem Jahr fahren die ersten neuen Stadtbahnen der sogenannte B-Wagen-Flotte durch Dortmund. Bis 2031 soll die gesamte Flotte mit 98 Fahrzeugen erneuert sein. Doch das B-Wagen-Projekt, in das das Dortmunder Verkehrsunternehmen DSW21 rund 250 Millionen Euro investiert, könnte ins Stocken geraten. Denn der Hersteller der neuen Fahrzeuge, die Firma HeiterBlick in Leipzig, hat Insolvenz in Eigenregie angemeldet.

Fahrgäste steigen an einer Haltestelle in Dortmund aus einer neuen Stadtbahn aus.
Mehr Komfort und Sicherheit bieten die neuen Stadtbahnen der B-Wagen-Flotte. © Stephan Schütze

Es sind besondere Fahrzeuge, die DSW21 von HeiterBlick bauen lässt. „Keine Fahrzeuge von der Stange“, wie DSW-Technikchef Ralf Habbes immer betont hat. Denn sie wurden speziell für Dortmund auf Basis der bestehenden B-Wagen-Flotte konzipiert. Auch die alten Fahrzeuge aus dem DSW-Bestand sollen nach dem neuen Standard nach und nach erneuert werden.

Nach einer europaweiten Ausschreibung hat DSW21 2018 die HeiterBlick GmbH aus Leipzig mit dem Wagenbau und der Lieferung von 26 Stadtbahnwagen sowie der Modernisierung von 64 Bestandsfahrzeugen beauftragt. Später wurde der Auftrag um acht weitere Fahrzeuge erweitert, um die B-Wagen-Flotte auf 98 Fahrzeuge erweitern zu können. Aktuell sind 24 bestellte Neufahrzeuge und ein modernisiertes Altfahrzeug im DSW-Depot in Dorstfeld angekommen, berichtet DSW21-Sprecher Frank Fligge auf Anfrage. Zehn neue Fahrzeuge und der Umbau von 63 alten Fahrzeugen, der zum Großteil in der DSW-Werkstatt absolviert werden soll, stehen also noch aus.

Da sorgen die jüngsten Nachrichten aus Leipzig durchaus für Unruhe. Die HeiterBlick GmbH hat am 7. April beim Amtsgericht Leipzig einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Das Amtsgericht habe dem Antrag umgehend stattgegeben, teilt HeiterBlick mit. Man wolle sich „über ein Eigenverwaltungsverfahren sanieren und wieder wettbewerbsfähig aufstellen“. Dafür sehe das Amtsgericht offenbar gute Chancen.

Tatsächlich ist von vollen Auftragsbüchern für das mittelständische Unternehmen mit 250 Beschäftigten die Rede. „Ursächlich für die aktuelle Situation des Unternehmens sind die Nachwirkungen der Corona-Krise mit den dadurch verursachten Lockdowns, entstandenen Fehlzeiten und den erforderlichen Organisationsanpassungen“, teilt HeiterBlick selbst mit. „Hinzu kamen die Marktverwerfungen in Folge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Dieser führte zu geringeren Rohstoffverfügbarkeiten und deutlichen Preiserhöhungen auf der Beschaffungsseite.“

Betrieb läuft weiter

Die gestörten Lieferketten hätten zu Projektverzögerungen geführt - das war auch in Dortmund der Fall. In der Folge sei es für das Unternehmen immer schwieriger geworden, „aus den zum Teil vor der Krise unterzeichneten, langjährig laufenden Aufträgen eine stabile und jederzeit ausreichende Liquidität zu erwirtschaften“.

Mit der laufenden Sanierung, die von einer Unternehmensberatung und einer großen Wirtschaftsprüfungskanzlei begleitet wird, wolle man das Unternehmen nun auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zurückführen. Wichtige Partner hätten ihre Unterstützung zugesagt. Für drei Monate übernimmt zudem die Bundesagentur für Arbeit die Löhne und Gehälter. „Der Geschäftsbetrieb läuft während des Sanierungsverfahrens vollumfänglich und unverändert weiter“, teilt HeiterBlick mit.

In der offiziellen Stellungnahme von DSW21 klingt trotzdem Sorge durch. Man stehe „in dem nun eingeleiteten Sanierungsprozess unter besonderer Berücksichtigung der eigenen wirtschaftlichen Interessen im engen Austausch mit den Verantwortlichen von HeiterBlick und dem beauftragten Sachwalter“, heißt es. „Welche konkreten Auswirkungen die Eröffnung des Eigenverwaltungsverfahrens bei HeiterBlick auf das laufende B-Wagen-Projekt hat, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen und muss nun gemeinsam erörtert werden.“