Über diese Mail dürften sich einige Gäste gewundert haben: Seit Dienstag (21.8.) verschickt der Brauturm im Dortmunder U E-Mails, in denen die Gäste über die Stornierung ihrer Reservierung informiert werden. Das bekannte Restaurant im siebten Stock des Dortmunder Wahrzeichens stellt den Betrieb ein. Ist dies das Ende des Brauturms?
Einer der geschäftsführenden Gesellschafter, Thomas Pieper, klärt auf. Laut seinen Informationen gibt es eine plausible Erklärung für die Einstellung des gastronomischen Betriebs. Der Brauturm wird nämlich mitnichten aus dem U-Turm verschwinden, sondern lediglich den Fokus verlagern.
Reservierungen storniert
Das kommunizieren die Betreiber transparent. In der Mail erfahren die Gäste, dass man lange versucht habe, den Brauturm gleichzeitig als Restaurant und Event-Location zu nutzen und sich schlussendlich herausgestellt habe, dass das Event-Geschäft deutlich wirtschaftlicher sei, als der Restaurant-Betrieb. „Wir wären keine verantwortungsbewussten Unternehmer, wenn wir diesen Schritt nicht gehen würden“, heißt es.
Als Entschädigung für die stornierte Reservierung bietet der Brauturm einen Rabatt von 20 Prozent, falls die Gäste auf das Emil, das Restaurant im Gewölbekeller des U-Turms, umschwenken. Hinter dem Emil und dem Brauturm stecken die gleichen Betreiber, nämlich die panUrama GmbH.
Zu hohe Kosten
Auf Anfrage der Redaktion erklärt Thomas Pieper von panUrama die Hintergründe genauer. „Restaurant und Event-Location gleichzeitig hat schon bei The View damals nicht funktioniert, aber wir wollten es unter diesmal besseren Voraussetzungen - neue Gestaltung, mehr Wärme im Raum - trotzdem nochmal versuchen.“
Beides zu jonglieren, habe sich als zu schwierig herausgestellt. „Wären wir im Brauturm jeden Abend voll gewesen, hätten wir vielleicht weiter gemacht“, so Pieper. Allerdings seien die Besucherzahlen allein nicht ausschlaggebend: „Wenn wir unseren Zahlen von 2023 zu 2024 vergleichen, sind die Besucherzahlen zwar konstant geblieben, aber das Ergebnis ist aufgrund der gestiegenen Kosten unterm Strich deutlich schlechter.“

Pieper beschwert sich wie viele andere Gastronomen über die vielen Herausforderungen, die in den letzten Jahren die gesamte Branche zum Ächzen gebracht haben: „Seit 2019 haben wir 30 bis 40 Prozent mehr Lohnkosten.“ Dazu kommen steigende Energiekosten, Inflation und teure Mieten. „Und dann wurde uns auch noch die vergünstigte Mehrwertsteuer genommen.“
Schwere Zeiten für Gastronomie
Gerade über diesen Punkt regt Pieper sich auf. „Da hat die Bundesregierung uns einen Bärendienst erwiesen, als sie uns die 7-Prozent-Mehrwertsteuer wieder weggenommen hat. Mit all den anderen Herausforderungen sind wir als Gastronomen wieder mal hinten rübergekippt.“
Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf wieder 19 Prozent sei ein „Schlag ins Gesicht“ gewesen, zumal die Branche sich noch nicht vollständig von der Corona-Pandemie erholt habe. „Allein die KFW Darlehen laufen ja noch Jahre. Ich finde es schon sehr enttäuschend, dass der Großteil der Politik nicht begreift, wie wichtig Gastronomien allein als soziale Begegnungsstätten sind.“ Er sei der festen Überzeugung, dass Restaurants, Bars und Clubs, neben klugen Wohnkonzepten eine wirkliche Alternative für die sterbende Einkaufsmeilen in den Innenstädten seien.
Als Gastronom könne man froh sein, wenn man überhaupt eine Umsatzrendite von 8 oder 9 Prozent erreiche. „Das à-la-carte-Geschäft ist generell schwierig geworden“, sagt er. Dazu komme, dass das Geld auch bei den Konsumenten nicht mehr so locker sitzt und viele beim Ausgehen sparen würden.
Um mit dem Brauturm als Restaurant weitermachen zu können, hätte man die Speisenpreise deutlich erhöhen müssen, das hätte verständlicherweise kein Gast zahlen wollen, so Pieper. Für die Kunden sei es außerdem unbefriedigend, wenn sie immer wieder wegen geschlossener Gesellschaften und Events nicht im Restaurant essen gehen können.
Brauturm bleibt als Event-Location
„Wenn ich es mir malen könnte, hätten wir diese Zweigleisigkeit gerne länger gefahren“, so der Geschäftsführer, „dafür hätte es politisch mehr Unterstützung für die Gastronomie gebraucht.“ Um es kurz zu sagen: Für den Brauturm lohnt sich das á-la-carte-Geschäft nicht, das Event-Geschäft schon.
Damit mache der Brauturm Gewinne: „Wir haben das Privileg, dass wir schon immer als bedeutende Event-Location wahrgenommen worden sind.“ Der Brauturm mit Rooftopbar wird unter anderem gerne für Firmenfeiern oder Hochzeiten gebucht. Bis zu 200 Events richtet der Brauturm jährlich aus.
Diese seien besser planbar. Man könne die Kosten besser kalkulieren und wisse genau, was man daran verdienen könne. Diese planbare Sicherheit sei mit einer à-la-carte-Gastronomie nicht möglich.
Deshalb wolle man sich nun voll und ganz auf den Brautum als Event-Location fokussieren und die gastronomische Energie in das Restaurant Emil fließen lassen. „EMIL braucht ganz viel Liebe und Zuneigung, damit wir dort weiterhin erfolgreich sein können.“
Er hoffe, dass es nun viele Gäste dorthin ziehen werde. Immerhin: Durch die Aufgabe des à-la-carte-Geschäfts im Brauturm mussten keine Mitarbeitenden entlassen werden. Sie werden entweder im Emil oder im Event-Geschäft weiter beschäftigt.