Annette Bahrenberg (67) findet niemanden mehr, der sie gegen Corona impft Arzt winkt ab

Corona-Auffrischung empfohlen: Impfungen nicht mehr so leicht erhältlich
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Das Coronavirus ist im Jahr 2023 etwas in den Hintergrund des kollektiven Bewusstseins geraten. Unter anderem Menschen ab 60 haben laut Robert-Koch-Institut jedoch weiterhin ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Deshalb wird ihnen geraten, alle zwölf Monate den Impfschutz aufzufrischen.

Die Dortmunderin Annette Bahrenberg wollte das tun, hörte von ihrem Hausarzt aber, dass seine Praxis die Impfungen aktuell nicht mehr verabreiche. In jeder Ampulle ist Impfstoff für mehrere Personen, der relativ schnell abläuft. Und weil er den wertvollen Inhalt nicht wegwerfen wolle, wenn sich nicht genügend Interessenten melden, sehe er ganz von den Bestellungen ab.

Die 67-jährige Rentnerin hat dafür Verständnis und lobt den Arzt als „unglaublich engagiert“. Er habe auch schon in Aussicht gestellt, im Herbst eventuell einen neuen Aufruf zu starten, wenn eventuell mehr Impfwillige in seine Praxis kommen.

So lange möchte die Dortmunderin aber nicht warten und hat beim städtischen Gesundheitsamt nachgefragt, wo sie nun die Spritze bekommen kann. Schließlich ist auf der städtischen Internetseite dortmund.de weiterhin die „zentrale Hotline für Fragen zum Coronavirus“ zu finden.

Da wurde aber nicht weitergeholfen, man sei fürs Thema nicht mehr zuständig, hörte Bahrenberg. Die Alternative sei wohl leider, mehrere Arztpraxen abzutelefonieren. Auch in einer nahegelegenen Apotheke wusste man nicht weiter.

Keine städtischen Impfungen seit März

Stadtsprecherin Katrin Pinetzki sagt auf Anfrage unserer Redaktion: „Seit 2021 ist die Verantwortung für Covid-19-Impfungen auf das System der niedergelassenen Ärzteschaft übertragen worden.“ Die städtischen Impfangebote seien aufgrund eines NRW-Erlasses Mitte März 2023 endgültig eingestellt worden.

Insofern gebe es nur noch in Arztpraxen oder in vereinzelten Apotheken Impfmöglichkeiten. Zur Kontaktvermittlung verweist die Stadt Dortmund an die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL).

KVWL vermittelt Kontakt

Deren Sprecher Daniel Müller bestätigt, dass sich Impfwillige für die Suche einer geeigneten Praxis bei der Dortmunder Bezirksstelle informieren können; unter Tel. (0231) 94 32 32 99 oder per E-Mail an bezirksstelle.dortmund@kvwl.de.

Zur Impfmüdigkeit, über die Annette Bahrenbergs Hausarzt sprach, sagt Müller: „Die Zahlen der Corona-Impfungen sind merklich zurückgegangen und nicht mehr mit den Zahlen zu den Hochzeiten der Pandemie vergleichbar.“

In ganz Deutschland sind in der ersten vollständigen Juni-Woche (5. bis 11.6.) 545 Corona-Impfungen verabreicht worden. Fast die Hälfte davon (248) hat das Robert-Koch-Institut als fünfte Impfung der jeweiligen Personen verzeichnet.

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