Großes AfD-Banner an Dortmunder Zechenturm Wer ist der Mann, dem das Industriedenkmal gehört?

AfD-Banner am Zechenturm: Wer ist Eigentümer des Industriedenkmals?
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Gut zehn Meter lang ist das Banner in AfD-blau. „Freie Bürger statt Untertanen“, steht in weißen Lettern hoch oben am Förderturm der ehemaligen Zeche Westhausen in Dortmund-Bodelschwingh. Viele Menschen, die unterhalb des Turms ihre Einkäufe auf dem Aldi-Parkplatz ins Auto packen, nehmen das Transparent womöglich gar nicht wahr oder es stört sie nicht.

Für andere ist es ein „unwürdiger Zustand“, wie ein Leser an unsere Redaktion schreibt. Ein anderer Leser kritisiert, ein weithin sichtbares Wahrzeichen und als Baudenkmal eingetragenes Bauwerk werde mit Parteiwerbung verschandelt – ganz egal, ob von der AfD oder einer anderen Partei.

Dabei hängt Peter Lipa das Banner seit 2019 vor jeder Wahl am Bodelschwingher Malakowturm auf – auch jetzt zur Bundestagswahl. 2019 fehlte ihm noch die denkmalrechtliche Erlaubnis. Bei den folgenden Wahlen meldete er das Banner bei der Unteren Denkmalbehörde an. Die hatte nichts dagegen, weil er nicht in die Substanz des Gebäudes eingreife. Der Inhalt der Werbung sei für die Erlaubnis nicht entscheidend.

Maschinenbau-Ingenieur

Wer ist dieser Mann, dem der 27 Meter hohe denkmalgeschützte Malakowturm aus dem Jahr 1873 gehört? Gekauft hat Lipa die Immobilie und das 930 Quadratmeter große Grundstück im Jahr 2001. Der freiberuflicher Maschinenbau-Ingenieur suchte neue Räume. In den 1980er Jahren hatte er ein Büro in Castrop-Rauxel. In einer Auftragsflaute nach der deutschen Wiedervereinigung musste er sich jedoch kleiner setzen und arbeitete von zu Hause aus.

„Aber das wurde dann doch auf Dauer wieder zu klein“, erzählte Peter Lipa im August 2020 unserer Redaktion. „Da hatte ich den Gedanken: Statt Miete zu zahlen, kauf ich mir was, dann habe ich diese fixen Kosten nicht am Hals.“ Ein Industriedenkmal sollte es sein, um Kosten zu sparen. Sein handwerkliches Geschick wollte er einbringen, um es zu sanieren.

Nach langer Suche gehörte der Malakowturm ihm. Doch die Genehmigung, das Industriedenkmal als Büroraum zu nutzen, erhielt er erst acht Jahre später. Zu spät allerdings – die alten Kunden waren weg. Es blieben kleine Aufträge von Privatleuten, etwa für Statiken. Die meisten Kunden hatten zudem kleinere Bauvorhaben, wie Haustür-Überdachungen oder Treppenbauten. Dafür fanden sie schwer einen Handwerker.

AfD-Banner "Freie Bürger statt Untertanen" am Geländer auf dem Dach des Malakowturms der ehemaligen zeche Westhausen in Bodelschwingh.
Zur Bundestagswahl hängt erneut das Banner am Malakowturm in Bodelschwingh. © Jan Keuthen

Peter Lipa durfte diese Arbeiten erst übernehmen, nachdem er sich in der Handwerksrolle hatte eintragen lassen. Eine Reform der Handwerksordnung zur Jahrtausendwende machte das möglich. In seinem Malakowturm hatte er dafür ideale Voraussetzungen. Im ersten Stock bestand noch die Werkstatt aus der Bergwerkszeit – mit Werkbänken, Werkzeugen und Kränen.

2008 stellte der Castrop-Rauxeler bei der Stadt Dortmund den Antrag, im Malakowturm eine Werkstatt und ein Lager einzurichten. Erst im Juni 2020, nach zwölf Jahren, wurde er genehmigt.

Peter Lipa ist nicht nur mit dem Riesen-Banner für die AfD auf Wählerfang: In Castrop-Rauxel ist der gebürtige Bochumer zumindest ein bisschen auch das Gesicht der Partei. Der 68-Jährige ist stellvertretender Vorsitzender des AfD-Stadtverbandes. 2020 kandidierte er für das Ruhrparlament, blieb aber auf Platz 13 der AfD-Liste ohne Mandat. Im Landesverband seiner Partei ist er Vorsitzender des Fachausschusses Heimat, Kommunales, Bauen und Wohnen.

AfD Pavillon auf dem Lambertusplatz in der Castroper Altstadt.
Ärger gab es für die AfD um Peter Lipa, als die Partei ihren Pavillon vor dem Eingang des Eine-Welt-Ladens in der Castroper Altstadt aufgebaut hatte. © Nora Varga (2023)

In der Castroper Altstadt ist Lipa regelmäßig am Wahlkampf-Stand anzutreffen. Vor allem an den Samstagen, wenn Wochenmarkt ist und die Innenstadt voll, sind die Pavillons der Parteien in der ganzen Stadt verteilt. Die Blauen von der AfD mittendrin.

Peter Lipa selbst ist aber nicht nur jetzt im Wahlkampf, sondern immer mal wieder mit einem Stand dort vertreten. Im August 2023 gab es Ärger um den Stand, der direkt vor der Kleiderkammer und dem Eine-Welt-Laden am Lambertusplatz stand. Er und Peter Stein seien zwei von den „höchstens fünf aktiven Leuten“ der AfD in Castrop-Rauxel, sagte Lipa damals. Der Stand rückte nach Auseinandersetzungen mit Mitarbeitern des Weltladens etwas zur Seite. Auch die Polizei soll damals involviert gewesen sein.