BVB sendet gegen Union deutliches Lebenszeichen Kantersieg nach Wochen voller Peinlichkeiten

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Borussia Dortmund kann noch überzeugend Fußballspiele für sich entscheiden. 6:0 gegen Union Berlin, das nennt man dann wohl einen eindrucksvollen Befreiungsschlag nach Wochen voller Peinlichkeiten und viel zu vielen Niederlagen. Am Ende einer durchweg konzentrierten Vorstellung zerlegte der BVB wehrlose und konsternierte Gäste, die in der Schlussphase die weiße Fahne hissten und jegliche Gegenwehr einstellten. Vier Mal traf Torjäger Serhou Guirassy, der selten so wenig Gegenwehr verspürt haben dürfte.

Groß hat BVB-Führung auf dem Fuß

Die Südtribüne lieferte vor Anpfiff die Vorlage für die folgenden 90 Minuten: Im Duell der Pyro-Zünder hatten die zahlenmäßig mit Maximalstärke angereisten Hauptstädter klar das Nachsehen. Wer sich noch Gedanken darüber machte, wie eine derartige Menge auf beiden Seite unbemerkt in ein Fußballstadion gelangen konnte, verpasste gleich die erste Chance des Spiels – erstaunlicherweise für die Gastgeber und Pascal Groß. Der hatte vor dem Champions-Duell mit Sporting noch erklärt, gern etwas offensiver agieren zu wollen. Die Flanke von Julian Ryerson lenkte Groß allerdings genau in die Arme von Frederik Rönnow (7.).

Der Anfang war gemacht. Unter größtmöglichem Ergebnisdruck war der BVB in den Folgeminuten um eine konstruktive Offensive bemüht, benötigte für den so ersehnten Führungstreffer aber die Mithilfe des Gegners. 25 Meter vor dem Tor zog Ryerson aus vollem Lauf ab, der Ball wäre neben den Union-Kasten gegangen. In der Mitte aber fälschte Diogo Leite das Leder unhaltbar in eigene Tor ab – 1:0 (25.). Für die von Niko Kovac auf drei Positionen veränderte BVB-Elf war dies endlich einmal ein Spielverlauf, auf dem sich aufbauen ließ. Und Union verteilte weiterhin Geschenke. Schlimmer Ball quer in den eigenen Strafraum vom Ex-Dortmunder Tom Rothe, Karim Adeyemi mit Druck bis auf die Grundlinie, den Rückpass nagelte Groß an die Latte (29.).

Bensebaini bereitet zweiten BVB-Treffer vor

Das Gefühl, Chancen kreieren und nutzen zu können, gab Sicherheit. Dortmund nun so dominant wie selten in den vergangenen Wochen – und mit der Belohnung für einen auch kämpferisch engagierten Auftritt. Die resolute Balleroberung von Ramy Bensebaini – etwas überraschend für Daniel Svensson in der Startelf – bereitete den Boden für das 2:0, die Flanke des sehr umtriebigen Groß segelte perfekt in den Fünfmeter-Raum der Berliner. Dort musste Guirassy nur noch den Kopf hinhalten (40.).

Neben Bensebaini feierte überraschend auch Giovanni Reyna sein Startelf-Comeback. Der Amerikaner profitierte von einer Muskelverhärtung bei Julian Brandt, eine Pause bekam zudem Jamie Gittens – in seinem vierten Spiel an der Seitenlinie führte Kovac zumindest eine kleine Rotation ein.

BVB-Kapitän Can im Glück

Vor allem über lange Verlagerungen von Nico Schlotterbeck, weite Bälle aus der Tiefe auch von Marcel Sabitzer und den deutlich höher positionierten Groß versuchte Dortmund schnell Richtung gegnerischen Strafraum zu kombinieren. Das führte nach der Pause zu weiteren Chancen. Guirassy (52./57.) verpasste gleich zwei Mal das 3:0. Völlig frei scheiterte Groß an Rönnow (71.), Maximilian Beier brachte aus fünf Metern das Kunststück fertig, den Ball neben das Tor zu setzen (72.).

Auch wenn der BVB endlich griffig verteidigte, die Räume auf dem Feld gut besetzte und immer wieder die größer werdenden Lücken im Berliner Defensivverbund fand, kam dieser Gegner doch genau zur rechten Zeit. Untauglich die Union-Versuche in Richtung Dortmunder Tor, bei ihrer besten Chance hätten die Hauptstädter beinahe von einem Eigentor von Emre Can profitiert (59.).

Furiose Show von BVB-Torjäger Guirassy

Nach langer Zeit aber durften die Dortmunder Fans endlich wieder zufrieden nach Hause gehen. Adeyemi hatte das 3:0 noch liegen lassen, sein Schuss klatschte an den Pfosten (74.). Dann aber die furiose Schlussphase, in der sich der BVB den Frust der vergangenen Monate von der Seele schoss. Guirassy machte kurzen Prozess: satter Linksschuss in den Winkel (75.), Abstauber nach Vorarbeit Beier (80.). Wuchtiger Kopfball aus drei Metern (82.), binnen sieben Minuten schnürte der Torjäger einen lupenreinen Hattrick. Auch Beier traf noch (89.). Union fiel auseinander, der BVB konterte die Nachmittagssiege der Konkurrenten ums internationale Geschäft mit einem der überzeugendsten Siege der vergangenen Monate.

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