BVB-Millionenpoker um Can und Süle Dortmunds Abwehr könnte zur Großbaustelle werden

BVB-Millionenpoker um Can und Süle: Dortmunds Abwehr könnte zur Großbaustelle werden
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Als er vor einigen Wochen nach seiner Zukunft gefragt wurde, da wiegelte Emre Can mit all seiner Erfahrung aus 458 Profispielen für die Bayern, Liverpool, Juventus und den BVB ab. Vertragsfragen geschickt zu umschiffen, gehört für Jung-Profis im Anfängerkurs für den Umgang mit Medien zu den ersten Lehrinhalten. Can meinte also nur: „Ich fühle mich hier sehr wohl. Ansonsten konzentriere ich mich auf die laufende Saison.“ Es gebe keinen Grund zur Eile. Damit die Konzentration nicht leidet, leisten sich alle Profis – bis auf Joshua Kimmich – die Dienste von Spielerberatern. Can hat einen der gewieftesten an seiner Seite, den Düsseldorfer Reza Fazeli, der auch Nuri Sahin betreut und der Heiko Westermann im Trainerstab des FC Barcelona untergebracht hat.

Wie geht es mit BVB-Kapitän Can weiter?

Vor zwei Jahren stand Can, damals noch fast ausschließlich als Sechser aufgeboten, im Sommer auf der Verkaufsliste der Borussia, die unbedingt vermeiden wollte, ihn nach seinem letzten Vertragsjahr ablösefrei zu verlieren. Zu einem Transfer kam es nicht, am Ende lächelte Can mit Sportdirektor Sebastian Kehl gar auf einem Foto um die Wette, die die Meldung seiner Vertragsverlängerung garnierte. Und Berater Fazeli durfte für sich reklamieren, einen guten Job gemacht zu haben.

Nach einer Saison, in der Borussia Dortmund vieles hinterfragen und wichtige Ableitungen treffen muss, steht Cans Zukunft erneut in den Sternen. Wieder geht er in sein letztes Vertragsjahr, mit nun 31 Jahren blickt er allmählich auch dem Ende seiner Karriere entgegen. Seine Aktien hat der zum Innenverteidiger umgeschulte Mittelfeldspieler in den vergangenen Monaten allerdings deutlich verbessert.

BVB-Defensive extrem anfällig

Während die gelernten Kollegen, namentlich Waldemar Anton und Niklas Süle, Verletzungen zeitweise gleichzeitig auskurieren mussten, schwang sich Can zu einer festen Größe in der Abwehrkette auf und lief den Konkurrenten den Rang ab. Was für die nun anstehende Planung ein durchaus bedeutender Fakt ist.

Allerdings sitzen Can und Süle, bei dem die Konstellation ähnlich ist, auf extrem gut dotierten Verträgen. Verkaufen oder Verlängern, das könnte vor allem beim künftigen Gehalt zum Knackpunkt jedweder Verhandlungen werden. Auf dem Papier ist Borussia Dortmund in der Defensive ordentlich aufgestellt. Die bislang 49 Gegentore in der Bundesliga sind allerdings ein untrügliches Zeichen, dass der BVB lange zu inkonsequent und zu selten gemeinsam verteidigt hat. Besserung trat nach dem Trainerwechsel und der Umstellung auf eine Fünferkette allmählich ein. Frei von Schludrigkeiten ist die Abwehrarbeit aber auch aktuell noch nicht.

BVB-Verhandlungen mit Schlotterbeck

Auf den Außen herrscht weitgehend Klarheit: Julian Ryerson hat rechts die Nase gegenüber Yan Couto vorn, bei dem im Sommer eine üppige Kaufpflicht greift. Links hat Ramy Bensebaini im Winter in Daniel Svensson einen ebenbürtigen Konkurrenten erhalten. Dortmund ist mit dem Schweden sehr zufrieden und wird die Kaufoption ziehen.

Komplizierter ist die Lage innen. Sollte Trainer Niko Kovac die Fünferkette mit drei Innenverteidigern favorisieren, benötigt der Kader mindestens vier Spieler auf gehobenem Niveau. Inwieweit die Chance zur Neu-Ausrichtung besteht, ist offen. In Nico Schlotterbeck ist der künftige Chef der Abwehr auserkoren, der Linksfuß kehrt allerdings erst im Laufe der Hinrunde zurück und hat während seiner Reha auch Zeit, sich Gedanken über Offerten zu machen, die bei sicher ihm eintrudeln werden. Newcastle soll sein Interesse bereits hinterlegt haben. Schlotterbecks Vertrag läuft noch zwei weitere Saisons, Verhandlungen über eine Verlängerung laufen, mit einer Tendenz pro Dortmund, wobei eine schnelle Einigung unwahrscheinlich ist. Der erst im vergangenen Sommer verpflichtete Anton wird sicher bleiben.

Niklas Süle ist BVB-Topverdiener

Den Top-Verdiener des Kaders, Niklas Süle, würde der BVB gern abgeben. Erst in der Endphase dieser Saison hat der Ex-Bayern-Spieler andeuten können, warum er der Borussia ein Jahresgehalt von rund zwölf Millionen Euro wert ist. Mit 29 Jahren sollte es für Süle noch einen Markt geben, angesichts seiner schwankenden Leistungen würde er aber wohl keinen Klub finden, der annähernd dieses Salär zahlt. Möglich, dass der kantige Innenverteidiger mangels attraktiver Alternativen bleibt und auf ein gutes letztes Vertragsjahr hofft. Das wäre sein gutes Recht. Und Kovac hat sich bereits als Süle-Fan geoutet.

In der Hinterhand hat der BVB zudem den jungen Filippo Mane, der allerdings von großem Verletzungspech geplagt wird. Dem 20-Jährigen wird großes Talent nachgesagt, ihn müsste Dortmund in der kommenden Saison näher an die Profis heranbringen. Dazu braucht er vor allem Fitness über einen längeren Zeitraum.

Vor zwei Jahren profitierte Can vom Sinneswandel des damaligen Trainers Edin Terzic, der den Südamerikaner Edson Alvarez plötzlich nicht mehr wollte. Der hatte in Dortmund schon einen Kita-Platz arrangiert und ein Haus besichtigt. Can verlängerte, wurde sogar Kapitän Überraschende Wendungen sind in den Planspielen auch diesmal möglich.