BVB erinnert bei Malaga-Abend an das Wunder von Dortmund „Am Ende explodiert das Ding einfach“

BVB erinnert bei Malaga-Abend an das Wunder von Dortmund: „Am Ende explodiert das Ding einfach“
Lesezeit

Nach Tiefschlägen wie im Topspiel gegen die Bayern oder im Pokal in Leipzig wärmen Erinnerungen an legendäre Momente der Vereinsgeschichte die Herzen der BVB-Fans ganz besonders. Insofern war der von Borussia Dortmund organisierte Malaga-Abend nicht nur eine Reminiszenz an goldene Zeiten, sondern vor allem auch eine wohltuende seelische Streicheleinheit. Jener Abend am 9. April 2013, als der BVB einen aussichtslos erscheinenden 1:2-Rückstand gegen den FC Malaga binnen weniger Augenblicke in einen 3:2-Sieg und das Stadion damit in einen Ort kollektiver Ekstase verwandelte, ist in die Geschichte der Schwarzgelben eingegangen.

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums schwelgte der BVB mit fünf Protagonisten und rund 400 Gästen in Erinnerungen. Der ehemalige BVB-Pressesprecher Josef Schneck führte launig durch den Abend. Ebenfalls dabei: Ex-Borusse Neven Subotic, Netradio-Kommentator Danny Fritz und die beiden Fans Jan van Leeuwen und Sina Resch, die das Spiel auf der Südtribüne erlebten.

Santana mit Caipirinha am Strand?

Die Laune auf dem Podium und im Publikum ist ohnehin schon ausgelassen. Doch als Felipe Santana zur Halbzeit des Abends per Video live aus Brasilien dazugeschaltet wird, setzt die Stimmung zu einem Höhenflug an. „Gibt es da WLAN am Strand?“, erkundigt sich Neven Subotic, worauf Josef Schneck entgegnet: „Wie kommst du darauf, dass Brasilianer grundsätzlich am Strand sind?“ Eine berechtigte Frage, die Subotic umgehend pariert: „Sicher nicht alle Brasilianer, aber Felipe – der sitzt bestimmt mit einem Caipirinha am Strand.“

Felipe Santana während einer Video-Schalte.
Ex-BVB-Spieler Felipe Santana berichtete, live aus Brasilien zugeschaltet, über das wichtigste Tor seiner Karriere. © Groeger

Doch die Realität sieht anders aus: Santana sitzt in seinem Haus vor einer weißen Betonwand. Der Strand sei zwar in Sichtweite, aber „heute ist kein gutes Wetter, es regnet“, verrät Santana. „Bist du in Dortmund?“, fragt Subotic angesichts der Witterungsbedingungen augenzwinkernd. Santana verneint, schiebt aber gleich hinterher: „Vielleicht nächsten Monat, wenn wir Deutscher Meister werden.“ Im Falle des Titelgewinns wolle er Dortmund einen Besuch abstatten. Dafür erntet er Jubelstürme aus dem Publikum.

Subotic: „Zum Glück haben wir auf Felipe gehört“

Gemeinsam mit Santana, den übrigen Protagonisten auf dem Podium und den anwesenden Gästen lässt Schneck jenen magischen Abend gegen Malaga Revue passieren, der mit „69 Sekunden für die Ewigkeit“ überschrieben ist. Nach 83 Minuten liegt die Borussia gegen kompromisslose Spanier mit 1:2 zurück. Minute um Minute rinnt dahin, die Chancen aufs Weiterkommen sinken rapide. Der BVB benötigt nach dem 0:0 im Hinspiel noch zwei Tore.

Danny Fritz, Jan van Leeuwen, Sina Resch, Josef Schneck und Neven Subotic posieren für ein Erinnerungsfoto.
Sprachen über „69 BVB-Sekunden für die Ewigkeit“ (v.l.): Danny Fritz, Jan van Leeuwen, Sina Resch, Josef Schneck und Neven Subotic. © Groeger

Die Hoffnung schwindet, aber nicht bei allen. „In der Saison war das Gefühl da, dass immer irgendwas geht. Die Mannschaft war immer unter Strom“, erinnert sich Jan van Leeuwen aus der BVB Fan- und Förderabteilung. Sein Gefühl sollte ihn nicht trügen. Die 90 Minuten sind schon um, die Nachspielzeit läuft. „Das Gegentor war ein Schock und wir wollten nach vorne gehen. Felipe ist ein Typ, der sagt: Ich habe einen Plan – hört mal alle zu. Zum Glück haben wir auf Felipe gehört und es ist genauso gekommen, wie es hätte kommen sollen“, erzählt Subotic, was sich in jenen Minuten auf dem Feld zugetragen hat. Es folgen die 69 Sekunden für die Ewigkeit.

„Jetzt kommt das Wunder von Dortmund“

Santana schnappt auf, wie Malagas Julio Baptista bei seiner Auswechslung zu den Teamkollegen sagt, das Spiel sei gelaufen. Der BVB erledigt? Das will Santana nicht auf sich sitzen lassen, er verlegt seinen Arbeitsbereich von der Verteidigung in den Angriff, stürmt nach vorne. Alles oder nichts. Und tatsächlich: Über Subotic und Santana gelangt die Kugel zu Marco Reus, der zum 2:2 (90.+1) trifft. Noch bleiben drei Minuten, alles ist möglich. „Jetzt kommt das Wunder von Dortmund“, kündigt Netradio-Kommentator Danny Fritz seinerzeit prophetisch an. Und 24 Sekunden später zappelt der Ball erneut im Netz.

Über Lewandowki, Schieber und Reus landet der Ball vor den Füßen von Felipe Santana, der schiebt ein zum 3:2 (90.+3). „Das war der krasseste Torjubel, den ich auf der Süd je erlebt habe“, berichtet Sina Resch. „Wenn ich nur daran denke, habe ich Gänsehaut“, bekennt Josef Schneck. Dieser Augenblick sei schwer in Worte zu fassen. „Am Ende explodiert das Ding einfach“, sagt Neven Subotic.

„Bis heute sprechen alle von Felipe“

Und Santana? Der wird umgehend von seinen Mitspielern unter sich begraben. „Ich konnte nicht mehr atmen – alle waren auf mir. Aber es war gut“, erzählt Santana lachend im Rückblick. Er wundere sich noch immer, dass das Wunder von Malaga in erster Linie mit ihm assoziiert werde. „Das ist komisch, bis heute sprechen alle von Felipe, aber es war unsere ganze Mannschaft“, stellt Santana klar. Dieses 3:2 als Resultat unbändigen Willens und Glaubens an die eigenen Fähigkeiten. Es ist ein Moment, der sich in die Köpfe und Herzen aller Borussen eingebrannt hat. 69 Sekunden für die Ewigkeit eben.