In einer Viererrunde sprachen sich am Mittwoch (12. Juli) Landrat Mario Löhr und Hubert Hüppe im Kreishaus aus. Das Gespräch war nach Löhrs Ausspruch vom „Inklusionspapst“ Hüppe anberaumt worden.
Nachdem Löhr Hüppe in der letzten Sitzung des Kreistags vor der Sommerpause zudem vorgeworfen hatte, Mitarbeiter in der Kreisverwaltung in schriftlichen Äußerungen „nicht korrekt“ behandelt zu haben, verlangte Hüppe anschließend „Belege“ für diesen Anwurf.
Landrat und Hüppe sprechen im Kreishaus
Im Kreishaus wird bestätigt, dass ein Gespräch zwischen Löhr und Hüppe „im Beisein des Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion, Herrn Pufke, und der Inklusionsbeauftragten des Kreises Unna, Frau Schmandt stattgefunden hat.“
Dass Jennifer Schmandt an dem Gespräch teilnahm, war offenbar dem Umstand geschuldet, dass Hubert Hüppe im April Fragen zu Maßnahmen der Kreisverwaltung im Bereich Inklusion an den Landrat gerichtet hatte.
- Der Kreis Unna hat mit Schreiben vom 14. Juni, einen Tag nach der Kreistagssitzung, die Anfragen von Hubert Hüppe vom 5. April 2023 beantwortet. Hierin ging es um die seit Amtsantritt des Landrats realisierten Maßnahmen zugunsten der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.
- Laut Kreis Unna sind Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt „Inklusion“ mittlerweile „erhöht förderfähig“. Im Jahr 2021 gab es demnach 31 und ein Jahr später 19 Veranstaltungen der Offenen Jugendarbeit; 2022 seien zwei solcher Veranstaltungen der Kirchengemeinden „erhöht gefördert“ worden.
- Wie viele der Teilnehmer eine Behinderung hatten, sei nicht bekannt, weil „selbstverständlich Art und Grad der Beeinträchtigung nicht erhoben wird“.
- In der Kreisverwaltung befänden sich zudem aktuell zwei Personen mit Schwerbehinderung in der Ausbildung. Aus Datenschutzgründen lägen keine Informationen von Bewerbungen behinderter Menschen aus den Vorjahren vor. Für Ausbildungsplätze bzw. Duale Studiengänge 2023 seien 22 Bewerbungen von 21 Personen mit dem Hinweis auf Schwerbehinderung eingegangen. Im laufenden Auswahlverfahren befänden sich aktuell noch sieben der Bewerber.
- Praktika für Schüler der kreiseigenen Förderschulen hat es 2022 und 2023 im Kreishaus hingegen nicht gegeben: von 2020 bis 2022 wegen der Pandemie, 2023 sei noch keine Bewerbung eingegangen.
Auslöser für Löhrs von Hüppe „als nicht angemessen meiner Person gegenüber“ empfundenen Formulierung „Inklusionspapst“ war ein hartnäckiges Nachhaken des CDU-Kreistagsmitglieds gewesen: In der besagten Sitzung des Kreistags hatte Hubert Hüppe vergeblich auf die Beantwortung seiner seit einigen Wochen zurückliegenden Fragen zu Inklusionsmaßnahmen gewartet.
Der genervt wirkende Löhr hatte nach der abermaligen Erinnerung von Hüppe an seine „einfachen Fragen“, wie dieser betonte, auf personelle Engpässe in der Verwaltung hingewiesen, eine kurzfristige Beantwortung zugesagt, die dann auch einen Tag später schon vorlag, – und eben jenen umstrittenen Ausspruch getan.
Einzelheiten des Gesprächs von Mittwoch mochte keine der beiden Parteien auf Nachfrage mitteilen. Dass es neben den mittlerweile beantworteten Fragen von Hubert Hüppe (siehe Infokasten) auch um das verbale Scharmützel gegangen sein wird, dürfte auf der Hand liegen.
„Persönliche Spannungen herausnehmen“
„Zum Austausch selbst wurde unter den Anwesenden Vertraulichkeit vereinbart. Landrat Löhr sieht sich an diese Zusage gebunden“, kommentierte die Kreisverwaltung eine entsprechende Nachfrage dieser Redaktion.
Die von Hubert Hüppe beim Landrat eingeforderten „Belege“ für Hüppes vermeintlich nicht korrekten Stil im Umgang mit Kreishausmitarbeitern mochte auch keine der beiden Seiten öffentlich machen.
„Wir sind beide daran interessiert, die persönlichen Spannungen herauszunehmen“, meinte Hubert Hüppe selbst nach dem Gespräch mit Mario Löhr. Insofern darf also von einem versöhnlichen Ausgang des Treffens ausgegangen werden.