Bürger fordern neuen Supermarkt „Sonst ziehen die Älteren bald hier weg!“

Bürger fordern neuen Supermarkt: „Sonst ziehen die Älteren weg!“
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Wenn die Bürgerversammlung am Mittwochabend in Weddinghofen eines deutlich machte, dann war es die Wucht, mit der die Weddinghofener einen neuen Supermarkt fordern.

Die Worte, die beispielsweise Ute Korte wählte, um den aktuellen Netto-Markt an der Schulstraße zu beschreiben, brachten es auf den Punkt: Die Nahversorgung in Weddinghofen sei miserabel. Fußläufig sei nichts zu erreichen, und „selbst mit dem Rad sind es zum nächstgelegenen Supermarkt in Oberaden weite Wege. Zumal jetzt wegen der Baustelle auch noch der Weg durchs Feld versperrt ist“, ärgerte sich Korte.

Die Frage, was die Stadt tue, stand immer wieder im Raum, aber der seien die Hände gebunden, erklärte Baudezernent Jens Toschläger. „Das sind privatwirtschaftliche Interessen anderer.“ Und die Flächen, auf denen ein neuer Supermarkt denkbar wäre, seien mehr als nur begrenzt. Der jetzige Standort sei einfach zu klein, um dort einen Neubau nach heutigem Standard zu verwirklichen.

Standort grüne Wiese: Das Problem mit dem Kauz

Wie groß bei vielen die Hoffnung auf die grüne Wiese zwischen Freizeitzentrum und dem alten Aldi-Markt war, zeigt die Wut, die viele auf Hedwig und Karl-Heinz haben. So tauften einige Naturschützer das Steinkauz-Pärchen, das auf dem Gelände nistet und wegen dem das Bauvorhaben letztlich scheiterte.

Dass der Umwelt- und Naturschutz über dem Bürgerinteresse steht, konnten viele nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Was viele zudem nicht verstehen. „Kann man die Tiere nicht einfach umsiedeln? Die sind doch nur da, weil da Nistkästen hängen“, war zu hören.

Anwohner sitzen bei der Bürgersammlung am Tisch.
Die Weddinghofenerinnen und Weddinghofener wollten nicht nur Neuigkeiten zum Albert-Schweitzer-Haus erfahren, sie unterstrichen auch ihren Wunsch nach besseren Einkaufsmöglichkeiten. © Marcel Drawe

Dazu kommt: Das Gelände gehört Privatleuten, und die haben aufgrund der Anwohnerklage vom Bauvorhaben Abstand genommen. Auch Wohnbebauung ist dort nicht so leicht möglich. „Dafür müsste ein Bebauungsplan erstellt werden, den es noch nicht gibt“, erklärte Baudezernent Jens Toschläger.

Auch in diesem Verfahren würde es eine Prüfung geben, inwieweit Naturbelange berücksichtigt werden müssen. So lange dort also ein Steinkauz-Paar lebt, darf nicht gebaut werden, egal, um welche Art von Gebäuden es sich handelt.

Standort Albert-Schweitzer-Haus: Auch umstritten

Doch für das „Ömmaken mit dem Rollator“ brauche es eine Lösung, forderte nicht nur Ute Korte. „Die Älteren werden aus Weddinghofen wegziehen, weil es hier an Einkaufsmöglichkeiten fehlt“, wusste Ortsvorsteher Rüdiger Hoffmann zu berichten. Die sollten daher „im Nahbereich“ sein, forderte ein anderer. „Nicht auf der grünen Wiese.“

Den Standortort Albert-Schweitzer-Haus finden aber auch nicht alle gut. „Die Schulstraße ist dort extra verengt worden, um den Schulkindern einen sicheren Schulweg zu geben“, sagte Brigitte Birk. „Wenn der Netto dorthin käme, müsste die Straße wieder verbreitert werden.“

Der ehemalige CDU-Ratsherr Gerd Miller sah ein ganz anderes Problem: „Wir bauen die L821n, um gerade die Lkw aus dem Ortsteil rauszubekommen. Wir brauchen da eine ruhige Bebauung, sonst kommt der Verkehr hinten rum doch wieder rein.“

Jens Toschläger ordnete die Sachlage ein und erklärte die baurechtlichen Hintergründe.
Jens Toschläger ordnete die Sachlage ein und erklärte die baurechtlichen Hintergründe. © Marcel Drawe

Standort Wellenbad-Parkplatz: Zweite Ebene nötig

Eine denkbare Örtlichkeit wäre für viele das Grimberg-3/4-Gelände, andere schlugen den Wellenbad-Parkplatz vor. „Drei bis vier Parkreihen werden da doch nie genutzt“, schilderte ein Anwohner seine Beobachtungen.

Da winkte Toschläger ab: Für alle Freizeiteinrichtungen, von Eishalle über Monkey-Island bis zum neuen Hallenbad, gäbe es eine vorgeschriebene Anzahl an Stellplätzen. „Die Fläche ist ausgereizt.“

Das ließen einige Anwohner nicht gelten: „Dann baut man eben eine zweite Ebene und schafft so den Platz“, sagte ein Anwohner. Die Idee kam zumindest bei den Anwesenden gut an - und wanderte ins Sitzungsprotokoll.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 22. Oktober 2023.