Kaum scheint die Sonne, herrscht auf dem Kiwitt-Park genannten Gelände an der Bambergstraße reges Treiben. Dabei fehlt es an Spielgeräten. Diesen Wunsch kann aber nur die Politik erfüllen.

Bergkamen

, 13.03.2021, 15:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Auf dem Kiwitt-Park genannten Gelände an der Bambergstraße ist bei schönem Wetter viel los. Wenn die Sonne scheint, zieht es die Anwohner nach draußen - und im Kiwitt-Park kann genügend Abstand gehalten werden. Kinder üben hier Fahrradfahren, Hundebesitzer sind unterwegs, Teenager sitzen auf der Picknickdecke in der Sonne und auf Bänken und Steinen sitzen Mütter und Väter, während der Nachwuchs spielt.

Auch die Eltern steuern den Park gerne an, um sich untereinander auszutauschen und die Kinder gleichzeitig im Blick zu behalten.

Auch die Eltern steuern den Park gerne an, um sich untereinander auszutauschen und die Kinder gleichzeitig im Blick zu behalten. © Stephanie Tatenhorst


Fast alle Geräte wurden abgebaut, aber nicht ersetzt

Von einem kleinen, in die Jahre gekommenen Kinderkarussell abgesehen fehlt es aber an öffentlichen Spielgeboten auf dem Gelände. Klettergerüst mit Rutsche und Schaukel, Sandkasten, Spielhaus und Federtier wurden vor rund drei Jahren von der Stadt abgebaut, weil sie marode waren. Und kurz darauf gab es die Diskussion um eine Bebauung des Geländes, weshalb sich dort lange nichts tat.

Eltern appellieren an die Stadt

Nun gehen Anwohner, vor allem junge Eltern, erneut auf die Stadt zu. Sie wollen, dass die Spielgeräte ersetzt werden. „Eines dieser Spielgeräte, ein Federtier, hatten wir damals sogar selbst angeschafft. Es war der Erlös eines Straßenfestes“, erinnert sich Hans Burczyk.

Schon damals hätten sich die Anwohner bei der Stadt dafür eingesetzt, dass es im heute Kiwitt-Park genannten Bereich einen Spielplatz gibt. Denn allein hätte man die teuren Spielgeräte nicht finanzieren können.

Nur ein in die Jahre gekommenes Karussell steht noch auf dem Spieplatz. Alle anderen Geräte wurden abgebaut. Dass sie ersetzt werden, ist der Wunsch aller Anwohner.

Nur ein in die Jahre gekommenes Karussell steht noch auf dem Spieplatz. Alle anderen Geräte wurden abgebaut. Dass sie ersetzt werden, ist der Wunsch aller Anwohner. © Stephanie Tatenhorst

Doch diese Spielgeräte kamen in die Jahre und mussten aus Sicherheitsgründen abgebaut werden. Heutige Kinder finden im Kiwitt-Park kein allzu großes Spielangebot mehr.

Nur die Hügel sind noch vorhanden, die den alten, mit einem Schild noch als solchen ausgewiesenen Spielplatz vom Rest des Geländes abgrenzen – und die beiden Metalltore auf dem Bolzplatz, die mehr als nur einen neuen Anstrich vertragen könnten.

Kinder und Jugendliche haben konkrete Wünsche

Derzeit ist Kreativität der Eltern gefragt, um den Nachwuchs zu beschäftigen: Dort wird Federball übers selbst aufgebaute Netz gespielt, ein paar Meter weiter macht ein Junge Seifenblasen. Hundebesitzer lassen ihre Tiere streicheln, Bälle werden geworfen und Fangen gespielt.

Es scheint, als bräuchten die Kinder nicht viel, um hier glücklich zu sein. Doch Wünsche haben sie trotzdem: „Eine Schaukel wäre toll“, sagt die sechsjährige Emilia. Lilly Marie (3) wünscht sich einen Sandkasten – und genau wie Schwester Nora (5) ein Trampolin.

Ballspielen geht auf dem großen Gelände gut.

Ballspielen geht auf dem großen Gelände gut. © Stephanie Tatenhorst

Max ist schon zehn Jahre alt, Jolina elf Jahre, ihr Bruder Marius 14. Die drei fänden eine Skateranlage spannend. „Das wäre mega cool“, sagt Jolina. Lennart würde sich eher wünschen, dass der Fußballplatz aufgewertet wird. Die anderen Älteren nicken. Eines wünschen sich Erwachsene, Kinder und Jugendliche alle gemeinsam: Sie wollen, dass der Park erhalten, schön und sauber bleibt. Roller- und Mopedbanden und von ihnen hinterlassene Müllhalden will man hier nicht. „Aber irgendetwas für Jugendliche, wo wir uns wohl fühlen können, das wäre schon toll“, sagt Marius (14).

Einwohneranregung für Wiederaufbau

Die Eltern appellieren daher dringend an die Stadt, dass wieder etwas aufgebaut wird. „Laut Flächennutzungsplan ist das noch eine Grünanlage“, sagt Hans Burczyk, „da kann man etwas tun.“ Anwohner Andy Trohl schrieb deshalb einen offenen Brief an die Stadt mit einer Einwohneranregung zum Wiederaufbau des Spielplatzes. Und er nennt Zahlen: „Allein im Bereich der Wohnsiedling „Am Kiwitt Nr. 12 bis 40 wohnen elf Kinder, Am Kiwitt 8 und 10 wohnen vier Kinder.“

Und auch im weiteren Bereich der Straße sowie an der Bamberg- und Bogenstraße gäbe es wieder mehr Familien mit Kindern. Der Generationenwechsel ist dort in vollem Gang.

Stadtverwaltung muss Entscheidung der Politik abwarten

Der Stadtverwaltung sind derzeit aber die Hände gebunden. Zwar ist ein neuer Spielflächenbedarfsplan in Arbeit, aber beim Kiwitt-Park gibt es eine Gemengelage, wie es die zuständige Dezernentin Christine Busch nennt. Man habe das Thema im Verwaltungsvorstand zwar vorbesprochen, „aber es muss zur Beratung in die politischen Gremien“, sagt Busch. Der Grund dafür liegt in der jüngeren Vergangenheit.

Federball über das mitgebrachte Netz: Wo im eigenen Garten der Platz fehlt, kommt der Kiwitt-Park wie gerufen.

Federball über das mitgebrachte Netz: Wo im eigenen Garten der Platz fehlt, kommt der Kiwitt-Park wie gerufen. © Stephanie Tatenhorst

Eigentlich sollten die maroden Spielgeräte ersetzt werden, aber dann beschloss der Stadtrat, dass das Gelände mit dem UKBS-Mehrgenerationen-Projekt bebaut werden sollte. „Damit wäre der Spielplatz im Zuge der Siedlungserrichtung neu erstellt worden und wir als Stadt hätten nicht mehr tätig werden müssen“, erklärt Busch. Doch das Bauvorhaben platzte.

Der Rat entschied jedoch, für das Gelände ein Bebauungsplanverfahren einzuleiten. „Solange nicht klar ist, was mit dem Gelände passiert, können wir nicht einfach Fakten schaffen“, sagt Busch. Selbst Übergangslösungen zu schaffen sei unterm Strich eine zu teure Investition.

Neuer Anlass, das Thema auf die Tagesordnungen zu setzen

Dennoch wirkt Busch zufrieden, dass das Thema durch das Engagement der Anwohner wieder auf die Agenda kommt. „Es ist ein neuer Anlass, sich damit zu befassen und zu entscheiden, was wir an dieser Stelle haben wollen“, sagt die Beigeordnete. Denn zwischenzeitlich gab es auch den Antrag der Grünen, das Gelände so zu belassen, wie es ist. Doch noch gilt der Ratsbeschluss, einen Bebauungsplan aufzustellen.

Derzeit müssen sich die Eltern etwas einfallen lassen, um die Kinder auf der nahezu leeren Fläche zu beschäftigen.

Derzeit müssen sich die Eltern etwas einfallen lassen, um die Kinder auf der nahezu leeren Fläche zu beschäftigen. © Stephanie Tatenhorst

Mit der Spielplatz-Debatte kommt wieder Fahrt in das Thema: Die Politik ist am Zug. Man sei damit befasst, Vorlagen für die politischen Gremien und den parlamentarischen Gang zu erstellen, erklärt Busch. „Bis zur Sommerpause werden wir dann Handlungssicherheit haben“, schätzt Busch.

Dass es bei einem positiven Votum für die Spielplätze aber in diesem Jahr schon neue Spielgeräte im Kiwitt-Park geben könnte, scheint aussichtslos. Corona-bedingt seien viele Türen zu. „Aktuell haben wir bei Spielgeräten 20 Wochen Lieferzeit“, sagt Busch. Wenn also im Sommer Spielgeräte bestellt werden, kommen die bestenfalls zu Beginn der Weihnachtszeit.