Corona-Pandemie
Schwierige Lage an den Testzentren: „Jeder Zweite beschwert sich“
Für viele ist nicht klar ersichtlich, wie viel der bisher kostenlose Corona-Bürgertest jetzt kostet und wer weiter nichts bezahlen muss. Teststellenbetreiber berichten über Wut und Frustration.
von Fabian Ridlowski
Bergkamen
, 10.07.2022 / Lesedauer: 3 minDie Inzidenzen steigen wieder und dennoch wachsen die Schlangen vor den Teststellen nicht. Die kleinen, in der Stadt verteilten Container vor denen im Winter viele Menschen anstanden und auf ihre Testergebnisse warteten, sind inzwischen immer häufiger leer. Seit dem 1. Juli werden Bürger, die sich regelmäßig auf eine Corona-Infektion testen lassen wollen, mit drei Euro zur Kasse gebeten. Das sorgt bei den Besuchern der Teststellen immer wieder für Ärger und Frustration.
Nutzer der Teststellen äußern sehr häufig Kritik
„Jeder zweite beschwert sich“, sagt Mohammed Dogruel, der die Tests an der Teststelle Parkstraße an der St. Elisabeth-Kirche durchführt. Die Gründe für den Ärger der seiner Kunden sind für ihn klar. „Es gibt ein paar Lücken in der Regelformulierung“, meint Dogruel, die nicht nur Kosten sondern auch mehr Aufwand bedeuten.
Er berichtet davon, dass Kunden die Bescheinigung für einen vergünstigten Test – etwa für einen Besuch im Krankenhaus – erst dort abholen müssen und dann wieder für den Test zur Teststelle zurückkommen müssen. „Es ist alles ein bisschen schwerer geworden“, sagt Dogruel, „auch für die Mitarbeiter.“
Im Testzentrum am Elisabethhaus beschwert sich fast jeder zweite über die neuen Regelungen für den Bürgertest. © Stefan Milk
Mit einem Mal ist der Verwaltungsaufwand, der zu einem Test gehört, deutlich gestiegen. Er würde sich wünschen, dass die Tests wieder kostenlos sind. „Ich glaube für die Gesellschaft ist das nichts Schönes. Wir machen aktuell auf jeden Fall weniger Tests und die Gefahr ist größer, dass Menschen Corona haben. Wer bezahlt schon freiwillig 9,50 Euro.“
Auch Eva Bahr, Kundin des Testzentrums, sieht die Selbstbeteiligung kritisch. Ihr Sohn ist positiv getestet worden, und da beide im selben Haushalt wohnen, lässt sie sich aktuell täglich testen. Der Nachweis für die Vergünstigung des Tests wäre zwar unproblematisch gewesen, aber die Formulare und Zettel, die sie ausfüllen muss, würden von Tag zu Tag mehr, berichtet sie.
Eine etwas positivere Bilanz zieht Britta Sturm. Sie führt an der Teststelle in Rünthe vor dem Möbel-Discounter Poco an der Industriestraße Tests durch. „Am Anfang waren viele verunsichert, deswegen übernimmt die Firma noch für den kompletten Juli die Kosten für die Kunden“, sagt Sturm. Auch sie nimmt unter den Kunden wenig Verständnis für die Regeländerungen wahr. „Die Regeln ändern sich häufig kurzfristig“, sagt sie.
Dabei geht es vor allem um die verschiedenen Formulare, die Kunden plötzlich brauchen oder nicht brauchen. Sie persönlich hat keinen Rückgang der Testungen wahrgenommen. Sturm sieht die Selbstbeteiligung dennoch eher kritisch: „Die Dunkelziffer ist vermutlich sehr hoch. Für 9,90 Euro möchte sich in Zukunft wohl kaum jemand testen lassen.“
Die Betreiber der Testzentren vermuten, dass sich viel weniger Menschen testen lassen, weil ihnen Aufwand und Kosten zu hoch sind. © Stefan Milk
Die drei Euro Eigenanteil nämlich gelten laut Bundesgesundheitsministerium nur für bestimmte Personengruppen: Menschen, die am selben Tag eine Veranstaltung in Innenräumen besuchen werden, Personen, die zu einer Person ab 60 Jahren oder einer Person mit einer Vorerkrankung mit einem hohen Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, am selben Tag Kontakt haben werden und Personen, die durch die Corona Warn-App des Robert Koch-Instituts eine Warnung mit der Statusanzeige „erhöhtes Risiko“ erhalten haben.
Insgesamt ein Rückgang der Testungen
Heiko Geibig, Sprecher des Unternehmens CoviMedical, das die Teststelle auf dem Wellenbad-Parkplatz in Bergkamen unterhält, berichtet in einer Stellungnahme innerhalb des Unternehmens einen bundesweiten Rückgang der Tests um ungefähr 30 Prozent. Während die Anzahl an PCR-Test aktuell stabil bliebe. In der Mitteilung beschreibt Geibig die Umstellung als „holprig“.
„Viele Leute hatten kein Verständnis und haben ihren Unmut an unseren Mitarbeitern rausgelassen“, heißt es. Die Testzentren haben ihr Buchungssystem inzwischen umgestellt: „Die Anspruchsgründe werden bei uns direkt bei der Buchung abgefragt, dokumentiert und gespeichert. Damit halten wir die Vorgaben der TestV ein und informieren Kunden, welche Nachweise sie mitbringen müssen“, erklärt CoviMedical.
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