Wenn aus einem Reisebus ein Wohnmobil wird Uwe Sitter gewährt einen Blick hinein

Wenn aus einem Reisebus ein Wohnmobil wird
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Es war dieser eine Moment, der Uwe Sitter in der Erinnerung noch immer schmunzeln lässt. „Das war auf einem Wohnmobilstellplatz an der Mosel“, erzählt er. Da wurde ihm ein Stellplatz parallel zum Wasser zugewiesen, in erster Reihe. „Da hab ich dem Platzwart gesagt, dass das nicht ginge“, sagt er. „Dann hätten die Nachbarn ja plötzlich ein Hochhaus vor der Nase gehabt, statt die schöne Aussicht auf den Fluss.“

Das Bild passt, denn das Wohnmobil von Uwe Sitter war eigentlich mal ein Reisebus - und ist entsprechend hoch und lang. In dem einstigen Überland-Linienbus wurden Soldaten der US-Army durch Baden-Württemberg gefahren, bis der Heilbronner ihn im Jahr 2021 kaufte - und in Hamm zu einem Wohnmobil umbauen ließ. Das ging deshalb, weil der Bus genau 12 Meter lang ist. Länger darf ein Wohnmobil nämlich nicht sein.

Am Tag des Interviews steht Uwe Sitter mit seinem auffälligen Gefährt in der Marina Rünthe im Wohnmobilhafen von Bergkamen. „Das läuft längst nicht überall so gut wie hier“, sagt er. Denn mit den 14 Tonnen Gewicht seines Fahrzeugs kann er nicht auf jeden Platz. „Bei uns ist das aber kein Problem“, sagt Platzwart Detlev Göke - doch er hörte auch zu, als Uwe Sitter im Vorfeld anrief und fragte, ob er mit einem umgebauten Bus kommen könne.

„Bei einem anderen Platz bin ich wüst beschimpft worden, weil der Platzwart davon ausgegangen war, dass ich mit einem umgebauten VW-Bus komme“, sagt Sitter kopfschüttelnd. „Aber ich rede immer von einem umgebauten Reisebus.“

Uwe Sitter steht in der Küche und im Essbereich des umgebauten Busses.
Die Sitzplätze im Bus sind zum Teil noch die Originalsitze des Linienbusses. „Die sind aber eigentlich zu tief“, verrät Uwe Sitter, was er bei einem nächsten Mal anders machen würde. © Stefan Milk

Davon merkt man im Inneren aber nur noch an ganz wenigen Stellen etwas. Der Sitz des Beifahrers ist noch an Ort und Stelle, und auch die erste Reihe links sieht noch aus wie in einem Omnibus - doch dahinter erschließt sich dann eine völlig neue Welt.

„Ich habe das alles machen lassen“, sagt Uwe Sitter und gesteht mit dem launigen Singsang in der Stimme eines echten Baden-Württembergers ein: „Ich kann nur reden und bin eher bildungsferner Handwerker.“ Doch der Entwurf, wie der Bus zum Wohnmobil umgebaut werden sollte, der stammt von ihm. „Das habe ich mit Millimeterpapier und der Hilfe des Computers ausgetüftelt“, sagt er.

Uwe Sitter steht im Schlafzimmer des einstigen Reisebusses.
Im hinteren Teil des Busses steht ein normales Ehebett mit den Maßen 1,60 Meter mal 2 Meter - und rechts und links ist noch Platz zum ein- und aussteigen ins Bett. © Stefan Milk

Uwe Sitter spricht auch offen über die Kosten, vor allem mit Blick auf das echte Wohnmobil, das gleich neben ihm parkt und nicht wesentlich kürzer ist. „Das da ist die Villa“, sagt er mit Blick auf den Morelo, „und das hier ist ein Altbau von 1964“, meint er sein eigenes Gefährt. Kostenunterschied: 400.000 Euro zu 150.000 Euro.

„Den Bus konnte ich damals für 27.000 Euro kaufen“, verrät er. Der Umbau kostete ihn 80.000 Euro, inklusive Überarbeitung der Fahrzeugtechnik. „Den nächsten Bus würde ich von einem echten Reiseunternehmen kaufen“, rät er allen, die mit der gleichen Idee spielen. „Der war einfach schlecht gewartet und hatte aufgrund der geringen Laufleistung von 270.000 Kilometern so manche Kinderkrankheit.“ Busse eines Reiseunternehmens hätten zwar mehr Kilometer auf dem Buckel, aber wären ständig in Fahrt und daher gepflegter und an vielen Stellen weniger „eingerostet“.

Im umgebauten Bus gibt es eine klassische Einbauküche.
In der Einbauküche wird mit Gas gekocht. Eine Solaranlage auf dem Dach sorgt für den Strom. © Stefan Milk

Doch prinzipiell ist Uwe Sitter mit seiner Kreation zufrieden. Vor allem der Schlafbereich hinten habe sich bewährt. Dort steht ein klassisches Doppelbett. Keiner muss über das Fußende ins Bett krabbeln oder der eine über den anderen.

Die Höhenunterschiede, die der Reisebus noch hatte, wurden ausgeglichen. Nach dem Einstieg ist der Weg durch den Bus ebenerdig. Die Möbel stammen aus dem normalen Möbelhaus, lediglich der Essbereich erinnert noch daran, dass das Fahrzeug mal ein Reisebus war. Die Sitzgelegenheit dort sind vier Sessel aus alten Zeiten. „Die sind aber eigentlich zu tief“, sagt Uwe Sitter. Das würde er beim nächsten Mal anders machen.

Anders als ein Reisebus braucht das Wohnmobil auch keinen zweiten Rettungsweg, weshalb die hinteren Türen verbaut werden konnten. Dort befindet sich jetzt die Dusche - und die Bordtechnik samt 5G-WLAN-Router. Denn Uwe Sitter nutzt das Wohnmobil als Arbeitsstätte. Und was ist mit dem Laderaum, der eigentlich Koffer beherbergen soll? Auch da öffnet Uwe Sitter gerne die Klappen und präsentiert ein ausgeklügeltes Schubladensystem. Viel Stauraum für alles, was auf Reisen notwendig ist.

Uwe Sitter sitzt auf dem Fahrersitz.
Uwe Sitter am Steuer des Busses in der Marina Rünthe. © Stefan Milk