Die jüngste Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Strukturwandel und Wirtschaftsförderung am 14. Mai rückte ein Großprojekt in den Fokus, das im Rat nicht unumstritten ist: die IGA 2027. Insbesondere die Fraktionen von CDU und Bergauf äußerten erhebliche Vorbehalte und Kritik bezüglich der präsentierten Zeitpläne und Rahmenbedingungen. Die wurden von Dipl-Ing. Ute Schubert vorgetragen, Partnerin des Projektmanager-Unternehmens Con-Partners aus Wuppertal, mit dem die Stadt bei dem Projekt zusammenarbeitet.
Zur Erinnerung: IGA steht für Internationale Gartenausstellung. Ein Event, was üblicherweise alle zehn Jahre stattfindet - zuletzt im Jahr 2017 in Berlin. 2027 soll es ins Ruhrgebiet gehen. Die Städte Bergkamen und Lünen haben sich im Rahmen der IGA für eine projektbezogene Zusammenarbeit entschieden. Mit im Boot sind dabei auch die Ruhrkohle AG (RAG) und der Regionalverband Ruhr (RVR), denen die Flächen zum Teil gehören.
Die Bauabschnitte
Das Großprojekt IGA ist inzwischen in sechs Bauabschnitte unterteilt. Laut Ute Schubert sollen die Arbeiten am ersten Bauabschnitt am 1. Oktober 2024 beginnen. Einen Tag, nachdem der dafür benötigte Geländeteil durch die RAG übergeben wurde. Mit den Bauarbeiten am Hangspielplatz soll dann am 19. Februar 2025 begonnen werden.
Mit dem zweiten Abschnitt, dem Bau des Adenplateaus, der Treppe zur Naturarena und zwei Ankerplätzen, soll es am 30. Juni 2025 losgehen. Auch hier orientieren sich die Projektplaner am jeweiligen Stichtag der Übergabe des Geländes durch die RAG. Dieser Abschnitt soll am 19. November 2026 fertiggestellt sein.
Bei der Vorstellung des dritten Bauabschnitts, der den Ausbau des Adentals vorsieht, ging ein Raunen durch den Saal. 290 Tage Bauzeit hat die Planerin für diesen Abschnitt eingeplant, den längsten der sechs Abschnitte. Beendet sein sollen die Arbeiten hier am 17. Juli 2026. Fünf Monate vor Beginn des Jahres 2027, in dem der Stichtag der Eröffnung der IGA 2027 liegt.

Der vierte Bauabschnitt ist der Anspruchvollste
Den vierten IGA-Bauabschnitt stellt Ute Schubert als den Anspruchsvollsten vor. Die Arbeiten sollen am 30. September 2026 beginnen und Ende Januar 2027 enden. Dieser Bauabschnitt umfasst den Adengratweg und das Teilprojekt Bergrund.
Die beiden verbliebenen Abschnitte fünf und sechs sollen laut Zeitplan parallel zum vierten Abschnitt entstehen, sind aber von der Bauinfrastruktur auf einen anderen Zugangsweg angewiesen. Diese beiden Abschnitte umfassen das Basislager Grüner Hein, eine Bushaltestelle und die Treppen Nordwest inklusive des angrenzenden Radwegs.
Insgesamt gibt Schubert den 28. Januar 2027 als letzten Bautag des Großprojekts an. Schubert bestätigt, dass der Zeitplan sehr ambitioniert ist, glaubt aber nach wie vor an den Erfolg des Projekts.

CDU sieht Plan sehr skeptisch
Es begann im Auschuss zu rumoren. Besonders die CDU-Fraktion sieht die Pläne sehr skeptisch. Aber auch die Fraktion Bergauf und Teile der SPD-Fraktion fragten kritisch nach. CDU-Fraktionschef Thomas Heinzel, bekennend nie ein IGA-Befürworter, äußerte seine Skepsis gegenüber dem Zeitplan sehr offen. Immer wieder kam er auf die Frage zurück, was die Politik tun könne, um den Ablauf zu beschleunigen.
Ute Schubert begegnete der Kritik zwiegespalten. Sie machte deutlich, dass eine Diskussion um die IGA hinfällig ist, das Projekt wurde in Bergkamen ja so beschlossen. Auch sei die Komplexität des Projekts nicht das Problem, dies wäre schließlich bei allen Großprojekten der Fall. Zudem äußerte sie Erstaunen darüber, dass ihr Vortrag so falsch wahrgenommen wurde, immerhin stehe ja kein Verzug im Zeitplan. Dafür sei sie als externe Projektentwicklerin auch engagiert worden.
Heinzels Ausschuss-Kollege Tobias Hindemitt ging in seiner Kritik aber noch weiter: Hindemitt, selbst Projektentwickler, sieht in vielen Details von Schuberts Ausführungen den Beleg, dass bereits jetzt abzusehen sei, dass das Projekt IGA den angedachten zeitlichen und finanziellen Rahmen überschreiten wird.
Toschläger glaubt an den Erfolg des Projekts
Baudezernent Jens Toschläger versuchte zu beschwichtigen. Man sei sich des knappen Zeitplanes des Projekts bewusst. Er unterstrich, mit den Spitzen von RVR und RAG im engen Austausch zu stehen. Wegen des Zeitplanes sei man auch mit einem Mediator im Gespräch, der zwischen den drei Kräften vermitteln solle. Heinzels Nachfrage verdeutlichte sein Unverständnis für die Situation: RVR und RAG stünden in der Pflicht, immerhin hätten die „die Stadt in diese Richtung getrieben“.
Toschläger gab zu, dass diese juristischen Ungereimtheiten zwischen den Parteien das Projekt aufhalten, aber auch er glaube weiter an den Erfolg des Projekts IGA 2027. Der stellvertretende Bürgermeister Kay Schulte pflichtete ihm bei und verteidigte das Großprojekt. Er freue sich, mit Ute Schubert eine „Kümmererin“ für das Projekt gefunden zu haben. Seine Parole: „Machen!“