Ein Skipper, der in der Marina Rünthe festmachen wollte, hat am Mittwochabend einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr ausgelöst. Er endet erst am frühen Donnerstagnachmittag – mit einem relativ harmlosen Fund im Wasser des Bootshafens.
Der Schiffseiner hatte gegen 23 am Mittwoch etwas im Wasser treiben sehen, das er für einen menschlichen Fötus hielt. Er glaubte Ärmchen und Hände erkannt zu haben. Die Polizei hoffte war, dass es eine harmlose Erklärung gab, startete aber trotzdem eine groß angelegte Suche, da sie von einem möglichen Kapitalverbrechen ausging.
Noch am Abend suchte das Boot der Feuerwehreinheit Rünthe das Hafenbecken ab, unterstützt von Polizisten und Feuerwehrleuten an Land. Die Polizei brach die Suche schließlich wegen der Dunkelheit ab, um sie bei Tagesanbruch wieder fortzusetzen.
Skipper, deren Schiffe im Hafen lagen, mutmaßten zwar, der Schiffeigner haben nur einen der großen Karpfen gesehen, die gelegentlich im Hafen unterwegs sind. „Da ist auch ein Albino dabei. Denn kann man im Halbdunklen sicherlich schnell mit einem menschlichen Körper verwechseln. Polizeihauptkommissar Bernd Pentrop, der Sprecher der Kreispolizeibehörde Unna schloss eine solche Verwechslung jedoch aus. Er habe mit dem Skipper gesprochen, der angerufen habe. „Seine Beobachtungen waren einfach zu detailliert“, sagte Pentrop. Er hoffte eher, dass es sich um eine Puppe handelte.
Am Donnerstagvormittag begann die Suche erneut – diesmal mit der Unterstützung eines Polizeihubschraubers, der über der Marina kreiste. Auch die Wasserschutzpolizei war mit einem Boot vor Ort. Im Laufe des Vormittags kam die Taucherstaffel der 1. Technischen Einsatzeinheit (TEE) der Polizei in Bochum zum Einsatz. Sie suchten systematisch den Bereich zwischen den Bootsanlegern und dem Leitwerk zwischen Marina und offenem Kanal in Höhe der Cocktailbar „Liquid Liberty“ ab.
Die Suche der Taucher war mühsam und äußerst kraftraubend. Nach ihren jeweils rund 45-minütigen Tauchgang ließen sie sich erschöpft auf einer Bank am Ufer der Marina nieder.

Das Hafenbecken der Marina ist zwar nicht sehr tief – nur etwa 1,80 Meter. Das Wasser ist aber so trübe, dass die Taucher so gut wie nichts sehen konnten. „Dort unten ist es absolut dunkel“, sagte einer von ihnen. Die Taucher waren mit einer Führungsleine mit einem Polizeibeamten auf dem Steg verbunden. Über die Leine waren sie gesichert und mit dem Beamten über mit ihm über Funk verbunden. Er teilte ihnen mit, wann sie die Suchrichtung ändern sollten, wie Christian Müther von der Tee erklärte.
Die Taucher suchten den Bereich, in dem der Skipper die mutmaßliche Babyleiche gesehen hatte, systematisch ab – oder besser gesagt: Sie tasteten sich wegen der schlechten Sicht im Wasser Zentimeter für Zentimeter vor. „Der Unrat im Wasser, der vermutlich von den Booten ins Wasser geworfen wurde, erschwert uns die Suche zusätzlich“, schilderte einer der Taucher.

Als die Taucher ebenfalls nichts fanden, wollte die Polizei die Suche mit anderen Mitteln fortsetzen. „Zur Not suchen wir noch stundenlang“, kündigte Pentrop an. Bei der Suche sollten die Leichenspürhunde der Polizei zum Einsatz kommen, die zentral für NRW in Stukenbrock bei Bielefeld stationiert sind. Die schon eingetroffenen Hunde sollten mit einem flachen Boot, der „Seehund 2“ über das Hafenbecken gefahren werden. Überall dort, wo sie anschlugen, sollten die Taucher gezielt nachsuchen.
Zumindest der Einsatz des Bootes brachte schließlich den entschiedenen Fund, wenn auch anders als gedacht. Als die „Seehund 2“ mit den Hunden über die Slip-Anlage der Marina zu Wasser gelassen wurde, ging Pentrop auf den benachbarten Steg. Dort machte ihn ein Skipper auf etwas aufmerksam, das in der Nähe im Wasser trieb. Dem ersten Augenschein nach hätte es sich um menschliche Überreste handeln können.

Pentrop hielt den treibenden Klumpen mit einem Bootshaken fest, bis das Boot so nah herangekommen war, dass ihn eine Polizeibeamtin mit einem Eimer an einem Seil aus dem Wasser fischen konnte. Bei der Bergung schien es tatsächlich so, als wenn ein kleiner Arm mit einer Hand aus dem Klumpen herausragte.
Als die Beamtin einen genauen Blick in den Eimer warf, gab sie jedoch sofort Entwarnung. Es war deutlich zu erkennen, dass es sich um einen Igel handelte, der möglicherweise ins Wasser gefallen und ertrunken war. Das Tier hatte auf dem Rücken im Wasser getrieben, sodass die Stacheln auf seinem Rücken nicht zu sehen waren. Die Ärmchen waren die Beine des Tieres mit den Pfoten.

Nachdem Pentrop dem Skipper, der den Alarm ausgelöst hatte, sicherheitshalber ein Foto des im Wasser treibenden Igels gezeigt hatte, brach die Polizei gegen 13.20 Uhr den Sucheinsatz ab. Der Mann bestätigte, dass das Foto das zeigte, das er für einen menschlichen Fötus gehalten hatte.