
Diese Schränke aus dem geschlossenen Wellenbad haben noch ein zweites Leben vor sich: Sie werden für ein neues Krankenhaus in Ghana benötigt. © Stefan Milk
Demontage des Wellenbads hat begonnen: Spinde werden in Afrika gebraucht
Hilfe für Krankenhausprojekt
Das Wellenbad wartet auf seinen Abriss. Helfer eines Vereins haben am Montag mit der Demontage des Inventars begonnen: Es wird beim Bau einer Klinik in Ghana gute Dienste leisten.
Peggy Griewel wirkt am Montagvormittag schon ein wenig erschöpft. Kein Wunder, die 65-Jährige und ihre Helfer vom Verein „Hilfe für Krankenhausbau und Nothilfe in Ghana“ haben am Morgen mit der Demontage des Wellenbades in Weddinghofen begonnen. „Das Gelände hier ist ziemlich groß“, sagt Griewel, die auf einer Treppe im Schatten Platz genommen hat. Aber in dem Bad, das am vorvergangenen Wochenende seinen letzten Badetag für Menschen erlebte, befindet sich eben auch jede Menge Material, das der Verein für sein Projekt in Ghana bestens gebrauchen kann.

Peggy Griewel koordiniert die Arbeit des Vereins „Hilfe für Krankenhausbau und Nothilfe in Ghana“. © Stefan Milk
Vereinsvorsitzender ist der Arzt Dr. Samuel Okae, der aus dem westafrikanischen Staat stammt und dort ein Krankenhaus nach europäischen Maßstäben bauen will. Dort sollen sich wohlhabende Ghaner behandeln lassen. Mit Hilfe der Einnahme können sich Ärzte dann um Kinder kümmern, ohne dass dafür Behandlungskosten anfallen.
Die Spendenbereitschaft ist eingebrochen
„80 Prozent des Weges haben wir schon geschafft“, sagt Griewel. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass die letzten 20 Prozent so schwer werden.“ Erst habe die Corona-Pandemie die Arbeit erschwert, dann sei die Spendenbereitschaft massiv gesunken. Die Menschen hätten im vergangenen Jahr Geld für die Opfer für die Flutkatastrophe gegeben und dann in diesem für die Flüchtlinge aus der Ukraine. Inzwischen flössen wegen der Inflation und der Angst vor den hohen Gaspreisen fast gar keine Spendengelder mehr.
Da ist sie froh, dass sich nach einem Aufruf zumindest ein paar freiwillige Helfer gefunden haben, die die Vereinsaktivisten im Wellenbad unterstützen. Dort heißt es ordentlich anpacken für die rund zehn Demontagearbeiter: Die Spinde in den Umkleidekabinen erweisen sich als deutlich stabiler verankert als vermutet.

Die Spinde haben den Vorteil, dass sie aus Kunststoff sind und deshalb nicht rosten können. © Stefan Milk
Aber das ist eigentlich in Griewels Sinne: Für die Klinik in Ghana benötigt sie robustes Material. Dass die Schränke aus Kunststoff sind, freut sie ebenfalls: „Mit Metallspinden kann ich nichts anfangen, die würden in Ghana sofort rosten.“ Die Elemente der Einzelumkleiden werden in Ghana ebenfalls ein zweites Leben führen, dort sollen sie im OP und in den Klinikfluren zum Einsatz kommen, um die Wände vor Schäden durch die rollbaren Betten zu schützen. Metallgeländer können als Handläufe in den Klinikfluren dienen. „Es gibt einen alten Kompressor, den wir sehr gut für die Sauerstoffkonzentratoren gebrauchen können“, sagt Griewel. Und selbst eine alte Rutschbahn wird auf die lange Reise nach Ghana gehen: „Am Krankenhaus soll es einen Kinderspielplatz geben.“
Die Container-Fracht kostet 15.000 Euro
Die Helfer stapeln alles, was sie gebrauchen können, in einen zwölf Meter langen Container, der neben dem Wellenbad-Gelände steht. Er soll nach Rotterdam und dann per Schiff nach Ghana gebracht werden. „Das kostet uns 15.000 Euro“, rechnet Griewel vor. Deshalb weiß sie auch noch nicht genau, wann der Verein den Container losschickt. „Er muss komplett voll sein.“ Zum Glück gibt es auch noch andere Sachspender. So hat Griewel auf E-Bay eine Frau gefunden, die massive Schränke loswerden will. Sie konnte sie überreden, sie dem Verein kostenlos zu überlassen.
Auch, wann die Arbeit im Wellenbad abgeschlossen ist, ist noch nicht ganz klar. Denn noch können Griewel und ihre Helfer nicht alles demontieren, was später im Krankenhaus in Ghana verwendet werden soll. Die Toiletten beispielsweise werden noch benötigt, weil am Samstag, 3. September, das Hundeschwimmen ansteht. Am darauffolgenden Montag kommen die Vereins-Helfer und holen den Rest. Und dann sind die Tage des Wellenbades wirklich gezählt: Die GSW rechnen damit, dass Ende September, Anfang Oktober der Abriss beginnt.
1967 in Ostwestfalen geboren und dort aufgewachsen. Nach Abstechern nach Schwaben, in den Harz und nach Sachsen im Ruhrgebiet gelandet. Erst Redakteur in Kamen, jetzt in Bergkamen. Fühlt sich in beiden Städten wohl.
