Zum Feiern des Lebens und zum Abschiednehmen Der Jubiläumswald in Bergkamen wächst weiter

Pflanzfest an der Overberger Straße: Jubiläumswald wächst weiter
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Jeder der noch jungen Bäume erzählt eine eigene Geschichte. Kleine Namensschilder entlang der Pfade geben Hinweise darauf, was der Anlass der Pflanzung war. „Zur Taufe“ steht auf einer der Tafeln. Manch ein Baum wurde zu einer Geburt, einem Geburtstag oder einer Hochzeit eingepflanzt. Es gibt auch Pflanzen, die an Verstorbene erinnern.

An diesem sonnigen Aprilsamstag (5.4.) haben sich über hundert Menschen an der inzwischen dritten Pflanzfläche des Jubiläumswaldes der Stadt Bergkamen an der Overberger Straße versammelt. Für den Vormittag hatte die Stadt zu einem weiteren Pflanzfest geladen. Zwölf neue Bäumchen, von Feldahorn bis Stieleiche, erweitern nun den Wald.

Die Setzlinge wurden bereits in die vorbereiteten Löcher gehoben. Neben einem der zarten Bäumchen stehen zwei Frauen. Die Jüngere der beiden erzählt, dass dieses ihrem verstorbenen Vater gewidmet wird. Während sie spricht, laufen der anderen Dame Tränen über das Gesicht. „Unsere Nachbarn haben die Pflanzung für uns organisiert und wir finden, dass das eine wunderschöne Sache ist“, sagt die Tochter des Verstorbenen mit Nachdruck.

Neben anderen Bäumen im Bergkamener Jubiläumswald wird an diesem Vormittag mit einem Glas Sekt angestoßen, Kinder tollen über den Rasen oder sind bereits mit einer kleinen Schippe eifrig bei der Sache. In einiger Entfernung hat eine Musikerin ihre Gitarre ausgepackt und stimmt – passend zum Anlass – „Lemon Tree“ von der Band „Fools Garden“ an. Der Duft nach frischer Bratwurst liegt in der Luft, am Grill stehen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr.

Mehrere Erwachsene und zwei kleine Mädchen stehen an einer Wasserpumpe und füllen eine lilafarbene Gießkanne.
Nach dem Pflanzen müssen die jungen Bäume natürlich auch gegossen werden. © Udo Hennes

Ein Bäumchen zum 80. Geburtstag

In der Zwischenzeit hat sich eine weitere Familie an einem der neuen Bäume versammelt: Karin Schäfer mit Tochter Cornelia und Enkelin Ida Maria. Nach ihrem persönlichen „Pflanzanlass“ gefragt, antwortet Karin Schäfer: „Mein Mann ist im letzten Jahr 80 Jahre alt geworden.“ Es sei ein schönes Symbol, so erzählt sie weiter, dass an diesem Tag das älteste und das jüngste Familienmitglied gemeinsam ein Bäumchen pflanzten.

Bereits zu anderen Ereignissen habe man das getan, mitunter auch im eigenen Garten. „Aber der Baum hier bleibt“, sagt Karin Schäfer. Und erklärt: „Unsere Lebenszeit ist begrenzt – wer weiß, was irgendwann einmal mit unserem Haus und dem Garten passiert?“ „Geburtstagskind“ Peter Schäfer, ehemaliger Vize-Bürgermeister und SPD-Ratsherr, freut sich nicht nur über die Symbolkraft, sondern zudem darüber, dass man mit den Jubiläumswäldern in Bergkamen etwas für den Umweltschutz tue. „Ein Ausgleich zu versiegelten Flächen“, findet Peter Schäfer.

Bergkamens Bürgermeister Bernd Schäfer hält eine Ansprache im Jubiläumswald an der Overberger Straße.
Bürgermeister Bernd Schäfer begrüßte am Samstagvormittag (5.4.) die Bergkamener im Jubiläumswald an der Overberger Straße. © Udo Hennes

Um 11 Uhr richtet Bergkamens Bürgermeister Bernd Schäfer das Wort an die Bergkamener, die sich an der Overberger Straße versammelt haben. Er freut sich nicht nur über die zwölf neuen Pflanzungen, sondern spricht auch die Probleme an, die es zuletzt mit der Fläche gegeben hatte. Wegen widriger Bodenverhältnisse waren zuletzt 57 von 82 Bäumen nicht angegangen, das Pflanzfest im Herbst 2024 musste ausfallen. „Der Boden wurde inzwischen nochmal aufbereitet“, so Bernd Schäfer. Beispielsweise sei ein Ablauf eingerichtet worden, um Staunässe zu vermeiden.

„Der Wunsch nach den Bäumen ist bei den Bürgerinnen und Bürgern nach wie vor groß“, erzählt der Bürgermeister im Gespräch. Der Jubiläumswald bestehe auf allen drei Flächen aus mittlerweile 913 Bäumen.

Nach dem kurzen, offiziellen Teil darf schließlich das große Pflanzen beginnen. Mutterboden wird aufgefüllt, die Bäumchen werden anschließend gegossen und mit Pfählen stabilisiert. Die Familie um Peter Schäfer hat sich für eine Ulme entschieden. „Eigentlich hatte ich mir eine Deutsche Eiche gewünscht“, erzählt der Jubilar lachend, „aber die stand nicht zur Auswahl.“